Laut Eigendarstellung ist die NATO ein reines Verteidigungsbündnis, welches Demokratie und westliche Werte verteidigt und sich dabei strikt an das Völkerrecht hält. Das 32 Mitgliedsländer umfassende Bündnis mit einem Etat von 355 Milliarden Euro, an dem sich Deutschland mit einer Rekordsumme von 67,71 Milliarden Euro beteiligt, feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Anlass zum Feiern? Eher nicht.
Das jedenfalls behauptet meine Gesprächspartnerin Sevim Dagdelen. Sie ist seit 2005 Bundestagsabgeordnete und aktuell die außenpolitische Sprecherin des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Außerdem war sie von 2017 – 2021 Obfrau im Auswärtigen Ausschuss des deutschen Bundestages.
Ihr neues Buch „Die NATO – eine Abrechnung mit dem Wertebündnis“ ist eine schonungslose Kritik an der expandierenden Militärorganisation und entlarvt die Eigendarstellung der NATO als einen Mythos, der wenig mit der Wahrheit zu tun hat.
Dagdelen begründet das mit einer Auflistung völkerrechtswidriger militärischer Interventionen der NATO, mit den meist wenig demokratischen Partnern der NATO, mit den extrem hohen Zahlen von zivilen Todesopfern, die NATO-Einsätze gekostet haben, und auch mit dem Umgang mit dem Whistleblower Julian Assange, der immer noch in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt, obwohl er kein Verbrechen begangen hat. Sein “Vergehen“ war die Veröffentlichung von Beweisen für Kriegsverbrechen der USA, der Führungsmacht der NATO.
Unser Gespräch beleuchtet die Entstehung der NATO, den Ukraine- sowie den Gazakonflikt, die kognitive Kriegsführung und die Gefahr von noch mehr Krieg in Europa.
Laut Dagdelen ist „das Streben nach Alternativen zur NATO Widerstand zu einer Weltkriegspolitik“. Wir bräuchten “Frieden statt NATO.“
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