Finanzierung von Neokolonialismus im Namen von COVID-19.

Wenn reichere Länder ärmere mit dem Geld ihrer Steuerzahler unterstützten, vertrauten ihre Steuerzahler darauf, dass dieses Geld vernünftig ausgegeben wird und dorthin gelangt, wo es den Bedürftigsten am Wirksamsten hilft. Unlängst wurden Milliarden von Dollar für das COVID-19-Impfprogramm „COVAX“ der WHO bereitgestellt, von dem die meisten annehmen, dass es Leben retten wird. Tatsächlich aber droht COVAX die bemerkenswerte Welle der Zerstörung von Lebensgrundlagen, Menschenrechten und Gesundheit infolge der Lockdowns gegen COVID-19 in weiten Teilen der Welt eher fortzusetzen.

In den Entwicklungsländern hat diese neue und totalitäre WHO-Politik den Zugang zur Gesundheitsversorgung verschlechtert und die Wirtschaft ärmerer Länder in die Rezession gestürzt. Praktiken, die zuvor wegen ihrer beschränkten Wirksamkeit und ihres potentiell unethischen Charakters als ungeeignet angesehen wurden, die Ausbreitung eines durch Aerosole übertragenen Virus einzudämmen, sind in atemberaubender Geschwindigkeit zur Norm geworden.

Die WHO und ihre am Genfer See angesiedelten Partnerorganisationen vergrößern jetzt den Schaden mit einem gewaltigen Feldzug, weltweit Hunderte von Millionen Menschen zu impfen, die dadurch erwiesenermaßen wenig zu gewinnen, aber sehr viel zu verlieren haben. Unter der Devise „Impfgerechtigkeit“ beworben, scheint COVAX ein ehrenwertes Anliegen zu sein. Doch das Programm fördert nicht die Gleichheit, sondern wird darauf hinauslaufen, die durch Lockdowns gewachsene Ungleichheit nur noch zu vergrößern, indem es Milliarden von Dollar von Programmen der gesundheitlichen Grundversorgung abzieht und in die Taschen reicher Investoren in der Software- und Pharmaindustrie spült.

Warum sollten die reichen übergewichtigen Bevölkerungen vermögender Länder einen besseren Zugang zu einem Impfstoff haben als jene, denen das wirtschaftliche Glück weniger hold ist? Schließlich ist der Zugang zu Gesundheitsversorgung doch ein elementares Menschenrecht. In der Tat. Doch das ist eben der Grund, weshalb weltweite Massenimpfungen mehr auf Unterdrückung denn auf Gerechtigkeit hinauslaufen. Sie sind den Prinzipien von Gleichheit und einer Bottom-up-Priorisierung diametral entgegengesetzt, für die die WHO traditionell eingetreten ist. Dieser Vorwurf lässt sich leicht begründen, wenn man einen Blick auf die realen Bedingungen von COVID-19-Massenimpfungen in armen Ländern wirft:

  • Das Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken, ist für die überwältigende Mehrheit minimal. Einen schweren Verlauf nimmt die Krankheit zumeist in älteren Bevölkerungen in reicheren Ländern, in denen Fettleibigkeit und Stoffwechselkrankheiten weit verbreitet, bei Kindern aber selten sind. Mehr als die Hälfte der 1,3 Milliarden Menschen in Schwarzafrika sind jünger als 19 Jahre, und weniger als 1% sind älter als 75. Abgesehen von Südafrika, ist Übergewicht relativ selten. Die Anzahl an Sterbefällen sind dementsprechend niedrig geblieben, und dies trotz einer schlechteren medizinischen Versorgung.
  • Ein großer Teil der Bevölkerung ist bereits immun. Nach 16 Monaten Durchseuchung hatten sehr viele bereits Kontakt mit dem Virus – in ähnlich dichten indischen Populationen sind bereits mehr als zwei Drittel der Menschen immun. Eine durch Infektion erworbene Immunität ist breiter, als sie der Impfstoff gewährleisten kann, und ein zusätzlicher Nutzen ist von ihm kaum zu erwarten.
  • Das Risiko von Impfschäden ist größer. Unerwünschte Nebenwirkungen traten bei den COVID-19-Impfstoffen viel häufiger auf als bei anderen, die die WHO verwendet; und sie stellen bei weitem in den Schatten, was in 30 Jahren dem US-Meldesystem für Impfnebenwirkungen VAERS bezüglich anderer Impfstoffe gemeldet wurde. Eine einzige Nebenwirkung bei jungen Männern, nämlich Myokarditis, ist häufiger als das Auftreten von schwerem COVID-19 in dieser Gruppe. Doch die lokalen Möglichkeiten, solche Komplikationen zu behandeln, sind dürftig.
  • COVID-19-Impfungen verhindern keine Übertragung. Ihre Schutzwirkung gegen eine Übertragung nimmt nach mehreren Monaten ab, und ähnliches scheint auch für den Schutz gegen schwere Erkrankung und Tod zu gelten.
  • Die flächendeckende Erhaltung einer durch Impfung erzeugten Immunisierung wäre ökonomischer Wahnsinn. Auch für reiche Länder sind fortlaufende „Booster“-Impfungen eine Herausforderung – in den meisten armen Ländern, in denen schon die Mittel zur Bekämpfung anderer Krankheiten nicht ausreichen, sind sie undenkbar. Der Nutzen wäre also nur kurzfristig, selbst für die Vulnerablen, während diejenigen mit geringem Risiko die Auffrischung den wenigen „wegnehmen“ würden, die tatsächlich von ihnen profitieren könnten.
  • Wichtige Ressourcen werden weit wichtigeren Aufgabenfeldern entzogen. Die geschätzten Kosten von Massenimpfungen belaufen sich allein für Schwarzafrika auf etwa 10 Milliarden US-Dollar. Die Auffrischungen nicht mitgerechnet! Um das in Relationen zu setzten: dem Global Fund, dem weltweit größten Fonds zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten, steht jährlich zur Bekämpfung von Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS zusammen gerade ein Drittel dieser Summe zur Verfügung. Malaria tötet jedes Jahr in Schwarzafrika mehr als 380.000 Menschen, die meisten davon sind Kinder. Mehr als eine halbe Millionen Menschen stirbt an Tuberkulose. Die Africa Centers for Disease Control and Prevention der Afrikanischen Union haben in 18 Monaten gerade 130.000 Sterbefälle an COVID-19 in den Ländern südlich der Sahara erfasst, von denen weniger als 50.000 auf die 1,3 Milliarden Menschen in den Ländern nördlich des schwerer betroffenen Südafrika entfallen. Das ist ein Sterbefall pro 20.000 Menschen.

Die Finanzierung dieser beispiellosen Kampagne gegen eine vor Ort vergleichsweise harmlose Krankheit stammt zum Teil aus Ländern, deren eigene Wirtschaft geschrumpft ist. Westliche Steuerzahler stellen Geld bereit, mit dem in Not geratene Unternehmen unterstützt oder schlimmere Geißeln wie Unterernährung oder Malaria bekämpft werden könnten. Der anderen Teil wird weitgehend aus Krediten finanziert, die die Empfängerländer für viele Jahre zusätzlich verschulden und eine aufgezwungene Austeritätspolitik zur Folge haben werden, die noch mehr Menschen töten wird. Unterdessen, sind die Impfstoffhersteller von der Haftung für Schäden freigestellt – sie und ihre mächtigen Investoren können also mit diesen Deals, die Afrika weiter verarmen lassen, nur gewinnen. Das ist nichts weniger als Unternehmenskolonialismus.

Das ist keine Hilfe. Keine Mildtätigkeit. Das ist eine Beleidigung der Zahler und der prospektiven Empfänger. Junge Mütter in Malawi und Burkina Faso, deren unterernährten Kinder immer wieder an Malaria erkranken, brauchen keine Impfung gegen eine Krankheit, die hauptsächlich die Übergewichtigen in westlichen Länder betrifft.

Gerechtigkeit scheint also für die WHO und ihre Partner GAVI und CEPI so auszusehen, dass ohne Rücksicht auf den beschränkten Nutzen Impfrisiken geteilt und Schulden und Armut vermehrt werden. Es ist eine Verhöhnung des Begriffs von Gerechtigkeit und die Art von zur Schau gestellter Tugend und Heuchelei, wie man sie in totalitären Staaten erwarten würde, nicht aber von Organisationen, die vorgeben, sich für die Ärmsten dieser Welt einzusetzen. Es fällt schwer, dabei nicht an Kolonialherren zu denken, die in früheren Jahrhunderten in ihren gediegenen Clubs saßen und gleichzeitig ganze Bevölkerungen schunden, um ihre Profite zu maximieren.

COVAX ist also der eindeutig falsche Weg. Die gezielte Impfung hoch vulnerabler Gruppen, bei denen der Nutzen das Risiko klar überwiegt, ist sinnvoll, doch die Massenimpfung dieser jungen Bevölkerungen ist es nicht. Ist COVAX ein gut gemeintes Relikt der Panikstimmung, die vor 18 Monaten herrschte? Wäre es nach all den unter großem Tamtam gemachten Zusagen einfach zu peinlich, das Programm neu zu überdenken? Oder ist COVAX Neokolonialismus in Reinform – eine umwerfende Gelegenheit, Profite zu machen, und ein Türöffner zu den Gewinnchancen, die Impfpässe und digitale ID verheißen? In jedem Fall zeugt es von der Oberflächlichkeit der Gesundheitshilfeindustrie und derer, die sie leiten, und von den Widersprüchen, die in der WHO durch den wachsenden Einfluss privaten Geldes entstehen und zu einer Verdrängung ihrer egalitären Anfänge führen.

Die edlen Worte der WHO-ChartaGesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“ scheinen wie durch einen Abgrund von ihrer jetzigen COVID-19-Besessenheit getrennt zu sein. Der widersinnige COVAX-SloganNiemand ist sicher, solange nicht jeder sicher ist“ ist ein dürftiger Ersatz. Sinn ergäbe er nur, wenn für alle ein hohes Risiko bestünde (was nicht der Fall ist), eine natürlich erworbene Immunität nich wirksam wäre (was aber der Fall ist) und Impfstoffe die Geimpften nicht schützen würden (was sie indessen tun).

COVAX, mit dem ganze Bevölkerungen durchgeimpft werden sollen, ist eine Bedrohung für die Gesundheit und die Wirtschaft armer Länder. Eine Überreaktion in Zeiten der Panik ist ein verständlicher Fehler. An diesem festzuhalten, wenn detlich wird, dass der Schaden den Nutzen überwiegt, ist dagegen sträflich. Gerechtigkeit ist eine Frage der Gesundheitsergebnisse, nicht allein des Zugangs zu einem bestimmten Impfstoff. Unter Abwägung von Risiko und Nutzen ist COVAX nicht zu rechtfertigen und daher ein Missbrauch von Steuergeld im Dienst eines moralischen Verbrechens.

Autor

David Bell ist Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen mit einem Doktortitel in „Population Health“. Er hat als Internist und in der Modellierung und Epidemiologie von Infektionskrankheiten gearbeitet und war unter anderem „Director of Global Health Technologies“ bei der Beteiligungskapitalgesellschaft Intellectual Ventures in den USA sowie Koordinator für Strategien der Malariadiagnostik bei der WHO.

Quelle: https://trialsitenews.com/covax-vaccine-equity-or-a-moral-crime/

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