Gastbeitrag einer Psychologin
Anmerkung Bastian Barucker: Die medizinisch Aufklärung zu Corona war und ist ein wichtiger Teil der Veröffentlichungen auf diesem Blog. Nach fast 2 Jahren und über 150 Veröffentlichungen ist klar, dass es spätestens seit Mai 2020 keine Evidenz für die nicht-pharmazeutischen Interventionen gibt. Trotzdem ist es möglich, das Maßnahmenregime weiterhin aufrechtzuerhalten. Deshalb ist es wichtig sich der massenpsychologischen Seite des Geschehens zuzuwenden. Dieser folgende Gastbeitrag einer Psychologin beschäftigt sich sehr ausführlich mit der Anwendung von Verhaltenspsychologie, um Menschen zu einem bestimmten Verhalten anzustupsen („nudgen“). Meiner Meinung nach ist die Aufklärung über die psychologische Aspekte der aktuellen Geschehnisse ein sehr wichtiger Schritt hin zu einer aufgeklärteren Gesellschaft. Ich bedanke mich für diesen Beitrag und wünsche erkenntnisreiches Lesen!
Der New York Times Bestseller „Nudge: Improving Decisions About Health, Wealth and Happiness.“ von dem weltweit führenden Verhaltensökonom und Nobelpreisträger Richard Thaler und von Cass Sunstein, Professor für Rechtswissenschaft an der Harvard University und Holberg-Preisträger, erschien 2008 1. Das Buch erfreute sich offensichtlich seit jeher großer Beliebtheit und die „Nudge-Theorie“ fand Einzug u. a. in Wirtschaft und Politik. Doch was ist dieses „Nudging“ überhaupt? Bei „Nudging“ (englisch für „anstupsen“ oder „schubsen“) handelt es sich um eine Methode, die das menschliche Verhalten auf subtile Weise in eine erwünschte Richtung beeinflussen soll. Diesem Konzept zufolge sind unsere alltäglichen Entscheidungen durchaus optimierungsbedürftig, denn Menschen treffen häufig irrationale Fehlentscheidungen und neigen zu kognitiven Verzerrungen. Hier soll das Nudging ins Spiel kommen:
In seiner Veröffentlichung „Nudging: A Very Short Guide“ 2 beschreibt Cass Sunstein, dass es sich bei Nudging um eine Alternative zu politischen Maßnahmen wie Geboten und Verboten oder Subventionen, Gebühren und Steuern handelt, da sie laut Definition die Wahlfreiheit nicht einschränkt. Sogenannte „freiheitserhaltende Maßnahmen“, die auf Nudging beruhen, würden die Menschen zwar in eine bestimmte Richtung lenken, ihnen aber trotzdem die Möglichkeit zu eigenen Entscheidungen geben, nämlich, indem man sich für die weniger betonte oder weniger hervorgehobene Alternative entscheiden kann. Dabei sei Nudging gleichzeitig kostengünstig und potenziell hilfreich, um neben wirtschaftlichen Zielen auch andere Ziele wie die öffentliche Gesundheit zu fördern. Hier einige Beispiele für Nudges, die im Text erwähnt werden: Apps, die die Kalorienzufuhr rückmelden, eine Rechnungserinnerung oder die Erinnerung an einen Arzttermin per SMS, die Lebensmittelampel (Anm.: Nutri-Score) auf Lebensmitteln, Warnhinweise auf Zigaretten ebenso wie das Design von Regierungswebseiten, bei denen bestimmte Informationen besonders hervorgehoben sind, das „Opt-out-System“ bei der Organspende (die automatische Registrierung zur Organspende, von der man sich aktiv abmelden muss, wenn man seine Organe nicht spenden möchte), u. v. m.. An sich hört sich diese Vorgehensweise erst einmal nach einer effizienten Methode zur Lösung vieler Probleme an. Nudging als „sanfte“ Hilfe bei der Entscheidungsfindung.
Im Artikel “23 Ways to Nudge: A Review of Technology-Mediated Nudging in Human-Computer Interaction” 3 finden Sie einenÜberblick über 23 Nudging-Mechanismen.
„Nudges“ im Pandemiemanagement
In der Regel wird nicht explizit auf den Einsatz konkreter Nudging-Mechanismen als solche im Krisenmanagement hingewiesen. Dass die Nudge-Theorie dennoch Anwendung findet ist jedoch offenkundig und lässt sich anhand verschiedener offizieller Quellen bzw. wissenschaftlicher Publikationen nachvollziehen. Diese Referenzen zeigen, dass verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse verwendet werden, um die Bevölkerung zu bestimmten Verhaltensänderungen zu bewegen und sie somit in eine gewünschte Richtung zu lenken. Mit dem übergeordneten Ziel, dass sich die Menschen an die Eindämmungsmaßnahmen halten 4 und sich impfen lassen 5–10.. Die Anwendung verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse soll diese einschneidenden Verhaltensänderungen für alle so leicht wie möglich gestalten 11. Dabei wird u. a. auf Wiederholungen gesetzt 12.
Vor diesem Hintergrund wäre ein Nudge, z. B. ein moralisch-emotionalisierender Slogan wie „STAY HOME – save lives“ (BLEIB ZUHAUSE – rette Leben“) oder „Don’t let a coffee cost a life“ („Lass nicht zu, dass ein Kaffee ein Leben kostet“) 13. Botschaften mit moralisch-emotionalisierendem Inhalt werden effektiver wahrgenommen und haben das Potenzial über soziale Netzwerke schneller verbreitet zu werden, ein Phänomen, das als „moralische Ansteckung“ bezeichnet wird 14. Soweit ersichtlich basiert die Anwendung der sich gut verbreitenden und überzeugenden Botschaften auf der Grundlage moralpsychologischer Forschung 15–19, u. a. aus dem Crockett Lab 20,21. Die Einführung von sozialen Normen wie „sich selbst und andere schützen“, „andere nicht gefährden“ oder Appelle an die „Solidarität“, welche für gewöhnlich mit den moralischen Werten der Menschen übereinstimmen 11,18,22–25, kann ebenfalls als Nudge bezeichnet werden. Auch die Idee, dass es sich bei der Impfung um einen gesellschaftlichen Vertrag handelt und man die moralische Verpflichtung hat, sich für das Gemeinwohl impfen zu lassen, kann als Teil einer Nudging-Strategie betrachtet werden. Wer sich nicht an diesen sozialen Vertrag hält, läuft Gefahr, sozial sanktioniert zu werden 26,27. Impfbusse, die fast bis vor die eigene Haustüre oder direkt in die Schule kommen (somit kann man sich den Gang zum Impfzentrum sparen) oder dass an „trendigen“ Locations geimpft wird (z. B. in einer Bar oder vor der Diskothek) sowie die Aussicht auf finanzielle Anreize oder eine Bratwurst nach der Impfung, sind Nudges, die die Bevölkerung bei ihrer Entscheidung lenken und anstupsen, ebenso wie Prominente, Influencer oder bekannte Unternehmen, die für die Maßnahmen oder die Impfung werben 12 und der vordergründige Sachverhalt, sich den Impfstoff selbst aussuchen zu können 28. Zusammengefasst stellt die Implementierung einer, uns ständig umgebenden „neuen Normalität“ 12,29, ausgestattet mit Schildern voller Regeln, Social Distancing-Hinweisen 30, der Maskenpflicht (auch in Schulen) 26,31,32, Tests 33,34, Apps 35, u. v. m., im Prinzip ein „Dauer-Nudging“ dar. Von erhaltener Wahlfreiheit kann man hier allerdings nicht mehr sprechen, denn die Maßnahmen sind schließlich mit Sanktionen verbunden. Eine Empfehlung hierzu findet man z. B. im Archiv des COSMO – COVID-19 Snapshot Monitoring der Universität Erfurt – Welle 4 vom 24.03.2020: „Soziale Normen sollten kommuniziert werden und Verstöße gegen die Regeln sanktioniert werden, es ist wichtig zu wissen, dass andere sich auch an die Regeln halten.“ 22.
Nudging: Sanfte Entscheidungshilfe oder Erziehungsmaßnahme?
Das Ziel zahlreicher Nudges soll Cass Sunstein zufolge darin bestehen, das Leben „einfacher, sicherer oder für die Menschen leichter navigierbar zu machen“ [Zitat übersetzt aus 2]. Einige Nudges könnte man als „libertären“ oder auch „sanften“ Paternalismus verstehen, schreibt Prof. Sunstein. Nudging-Methoden und besonders Regierungsmaßnahmen sollten deshalb einer öffentlichen Kontrolle und Überprüfung unterzogen werden können. D. h. „jede offizielle Nudging-Maßnahme sollte transparent und offen sein und nicht versteckt und verdeckt“ [Zitat übersetzt aus 2], heißt es im Text.
Folgende Frage bleibt an dieser Stelle unvermeidlich: wer entscheidet eigentlich, was das „Richtige“ ist? Und müssen erwachsene Menschen wirklich paternalistisch „erzogen“ werden? In einem sehr interessanten WELT-Artikel vom 12.03.2015 mit dem Titel „Merkel will die Deutschen durch Nudging erziehen[…] “ 36 heißt es, dass das Bundeskanzleramt im August 2014 drei Stellen für Expert:innen aus der Verhaltensforschung ausgeschrieben habe, die der Kanzlerin beim „wirksamen regieren“ helfen sollen. Ein Kommentar der BILD-Zeitung in obigem Artikel lautete „Merkel will Psycho-Trainer anheuern.“ Das war offensichtlich der Beginn des Nudging in Deutschland.
Vor diesem Hintergrund sind die beiden folgenden Zitate aus dem WELT-Artikel besonders bemerkenswert:
„Der Staat nutzt dabei Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomie, baut in Gesetze kleine Kniffe ein und bringt Bürger über kleine „Stupser“ dazu, sich besser zu verhalten: Energie zu sparen, fürs Alter vorzusorgen oder sich gesünder zu ernähren.“
„Kritiker sehen im Nudging eine besonders hinterhältige Form der Gängelei, bei der der Staat den Bürger ohne demokratische Kontrolle manipuliert, bevormundet und sich so letzten Endes seinen Musterbürger formt.“
Den Psycholog:innen, deren Namen im Artikel unerwähnt bleiben, sollen u. a. auch die Wirksamkeit von Gesetzesvorlagen erhöhen, heißt es im Artikel. Ein Verhaltensökonom der Universität Köln bezeichnet den Vorstoß der (ehemaligen) Kanzlerin als vielversprechendes Experiment. Laut Regierungszentrale wolle man keinen „sanften Paternalismus“ bzw. sich bei schwierigen politischen Entscheidungen keiner „Psychotricks“ bedienen: „Der Deutsche soll nicht verändert werden, die Gesetze sollen es, damit sie besser funktionieren. So wie in Dänemark, das im Kanzleramt eher als Orientierung genannt wird.“
Interessanterweise sei Professor Sunstein im Januar 2015 persönlich zu Besuch im Bundeskanzleramt gewesen, um für die Verhaltensökonomie zu werben: „Wichtig ist es, die Prinzipien von Transparenz und Neutralität einzuhalten“, sagte er. „Dann kann Nudging ein sehr erfolgreiches Instrument sein, um das Glück der Bürger zu steigern.“
Dem Beitrag von Bayern 2 Zündfunk vom 05.12.2014: „Nudging – Wir wissen, was gut für dich ist“ 37 kann man folgendes Zitat aus dem oben genannten Buch „Nudge: Improving Decisions About Health, Wealth and Happiness.“ 1 entnehmen:
„Paternalismus ist deshalb wichtig, weil es unserer Überzeugung nach für Entscheidungsarchitekten legitim ist, das Verhalten der Menschen zu beeinflussen, um ihr Leben länger, gesünder und besser zu machen. Anders gesagt, wir sind dafür, dass private Institutionen, Behörden und Regierungen bewusst versuchen, die Entscheidungen der Menschen so zu lenken, dass sie hinterher besser dastehen – und zwar gemessen an ihren eigenen Maßstäben.“
Für Befürworter von Nudging handele es sich dem Beitrag zufolge um einen „neuen politischen Lösungsansatz“, für die Kritiker um Psychotricks und Manipulation, mit den Bürgern zu „Versuchskaninchen“ degradiert werden.
Der folgende FAZ-Artikel vom 11.03.2013 mit seinem sehr bezeichnenden Titel „Libertärer Paternalismus: die Sklavenhaltung der Zukunft“38 geht noch einen Schritt weiter und sieht im Nudging eine Gefahr für die Freiheit:
„Der libertäre Paternalismus weiß genau, was für den Menschen gut ist. Er handelt zum Wohl der Bürger und bringt sie auf den rechten Weg. Oberflächlich betrachtet entfaltet dieses Modell enormen Charme – in Wahrheit ist es ein Anschlag auf die Freiheit.“
„Die Sklavenhalter der Zukunft werden wohl dem Feld der Verhaltensökonomen entstammen. Mit ihrer Hilfe könnte der Albtraum der perfekten Staatskunst, der sich kein Bürger zu entziehen vermag, Wahrheit werden. Ihr Forschungsprogramm sieht sich beflügelt von der gegenwärtigen Flut an Verschwörungstheorien, kryptischen Vorwürfen und Vorschlägen, mit denen diverse Geisteswissenschaftler ihre Verachtung gegenüber allem hervorstoßen, was mit Ökonomie zusammenhängt. […]“, heißt es im Artikel.
Die Autorin geht u. a. auch auf die Abgrenzung zum „harten“ Paternalismus ein, in welchem mit Verboten gearbeitet wird. Als Beispiel wird u. a. das Verbot großer Becher für süße Getränke der Stadt New York genannt, das zu einer gesünderen Ernährungsweise beitragen soll.
„Behavioural Insights“ und Nudging
Stark vereinfacht dargestellt, beschäftigen sich die Verhaltenswissenschaften mit dem menschlichen Verhalten bzw. wie sich die daraus gewonnenen Erkenntnisse anwenden lassen (sogenannte Behavioural Insights (BI)), beispielsweise wenn es um die Änderung des Gesundheitsverhaltens geht. Wie bereits angedeutet, besteht das übergeordnete Ziel in Bezug auf die COVID-19-Pandemie mitunter darin, die Akzeptanz für die Maßnahmen zu verbessern, die Impfbereitschaft zu erhöhen 5,27,39 und darüber hinaus auch Aktionismus vorzubeugen. Zu Beginn der Pandemie galt das Tragen von Masken beispielsweise noch als „unerwünschtes Verhalten“ bzw. Aktionismus [vgl. hierzu das COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO) vom 13.03.2020 40]. Hinzu kommen Empfehlungen zum Umgang mit Verschwörungstheorien und Fake news, dem sogenannten „Debunking“ (dem „Entlarven“ von Fehlinformationen): Die Menschen sollten schon vorab dahingehend „geimpft“ werden, dass Falschinformationen in Umlauf kommen könnten und mit „richtigen“ Informationen und Gegenargumenten im Umgang mit Fake news und Verschwörungstheorien „ausgestattet“ werden, bevor sie mit ihnen konfrontiert werden 18,30,41. Sicherlich erinnern Sie sich noch an den Beginn der Pandemie, als dazu aufgerufen wurde, nur den „öffentlichen Quellen zu vertrauen“. Das Handbuch „Widerlegen, aber richtig 2020…“ von Lewandowsky und Kolleg:innen 41 gibt dem Leser und der Leserin am Beispiel Klimawandel im Umgang mit Fake News und Verschwörungstheorien Strategien an die Hand, um die persönliche Medienkompetenz zu erhöhen:
Zitate von Seite 14:
„Nutzer treffen in sozialen Medien bessere Entscheidungen über das Teilen von Inhalten, wenn sie darauf hingewiesen oder daran erinnert werden, dass Korrektheit wichtig ist (z. B. “die meisten Menschen bevorzugen korrekte Informationen”).
Mobilisieren Sie die Nutzer sozialer Medien, damit sie schnell durch die Weitergabe von Fakten auf Falschinformationen reagieren. Die Bemühungen einer Plattform reichen möglicherweise nicht aus oder sind nicht skalierbar, um Falschinformationen in den Griff zu bekommen; von Nutzern initiierte Widerlegungen können funktionieren, wenn Nutzer sich ermutigt fühlen, zu handeln.“
„Einzelpersonen haben die Möglichkeit, online etwas zu bewegen: Richtigstellungen durch Benutzer, Experten und Algorithmen (z. B. die Empfehlung verwandter Artikel, die eine Richtigstellung enthalten) können alle wirksam dazu beitragen, Fehleinschätzungen der Gemeinschaft zu reduzieren, wenn auf Falschinformationen reagiert wird.
Zu sehen, wie jemand anderes in sozialen Medien korrigiert wird (so genannte Beobachtungskorrekturen), kann zu korrekteren Haltungen bei verschiedenen Themen führen.
Umgekehrt kann mangelnder Einsatz zu einer “Spirale des Schweigens” führen, sowohl für die Person, die korrigiert wird, als auch für den Beobachter, wenn eine schweigende Mehrheit die Deutungshoheit einer lautstarken, aber falsch informierten Minderheit überlässt.“
Darüber hinaus wurde im Pandemiemanagement eine Zusammenarbeit mit Medienvertretern als wichtig erachtet 12,18.
Zitat aus einem Artikel, erschienen am 21.02.2021 im Toronto Star – ‘The nudge unit’: Ottawa’s behavioural-science team investigates how Canadians feel about vaccines, public health and who to trust42:
“So the government is doing some fine-tuning of its communication channels, Tam explained at this Feb. 5 briefing. “We know that we have to work with the internet and social media companies and that has been happening with Facebook, Google, YouTube and others,” she said.” [Übersetzung: „Daher nimmt die Regierung eine Feinabstimmung ihrer Kommunikationskanäle vor, erklärte Tam bei diesem Briefing am 5. Februar. „Wir wissen, dass wir mit den Internet- und Social-Media-Unternehmen zusammenarbeiten müssen und das haben wir mit Facebook, Google, YouTube und anderen getan“, sagte sie.“]
Eine gängige Methode, die von BI-Teams angewendet wird, ist das Nudging. Auch die WHO stützt sich bei der Pandemiebewältigung auf Behavioural Insights und hat hierfür eine neue Initiative gegründet, die Technical Advisory Group on Behavioural Insights and Sciences for Health, Chairperson Prof. Cass Sunstein 43:
Am 3. Februar 2020 wurden in einer öffentlichen Ausschreibung mit dem 3. März als Deadline Experten für eine „behaviour change“-Gruppe gesucht 44. Diese interdisziplinäre Expertengruppe hat die Aufgabe, sich mit COVID-19 und anderen Public Health-Themen zu beschäftigen 45. Es handelt sich dabei um renommierte Expert:innen, deren Fachbereich für verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse von Bedeutung ist, u. a. Psychologie, Verhaltensökonomie, Anthropologie und Sozial- und Verhaltenswissenschaften sowie Neurowissenschaften. Verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse sollen dabei systematisch in die fachliche Beratung nationaler Gesundheitspolitik einfließen. Die Arbeitsgruppe soll die WHO unter anderem dahingehend beraten, wie diese verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnisse das allgemeine 13. Arbeitsprogramm “WHO’s 13th General Programme of Work 2019 – 2023” 46 unterstützen können.
Das Zitat ist der WHO Website entnommen 44: „This work will contribute to WHO’s vision of a world in which all people attain the highest possible standard of health and well-being and to the achievement of the triple billion goals.” [Übersetzung: „Diese Arbeit wird zur Vision der WHO von einer Welt, in der alle Menschen den höchstmöglichen Standard an Gesundheit und Wohlbefinden erreichen und zur Verwirklichung der Triple-Milliarden-Ziele beitragen.“]
Darüber hinaus findet man auf der WHO-Seite das sogenannte „WHO tool for behavioural insights on Covid-19“ 47,48, welches in regelmäßigen Abständen u. a. die Wirkung der Risikokommunikation auf die Bevölkerung abbildet 49. Bei diesem Tool handelt es sich um ein kostengünstiges, leicht anwendbares Instrument zur Überwachung u. a. von Wissen, Risikowahrnehmung, Verhalten, Akzeptanz der Maßnahmen, Stigmata 26 sowie öffentliches Vertrauen in Institutionen und Regierung 17,50. Es soll sich auch bei dynamischen Situationen flexibel handhaben lassen. Auf der Basis regelmäßiger Umfragen in der Bevölkerung können die Empfehlungen flexibel angepasst werden. Über folgenden Link können Sie sich über teilnehmende Länder am „WHO tool for Behavioural Insights on COVID-19“, auch bekannt als „COSMO – COVID-19 Snapshot Monitoring“, informieren: https://www.psycharchives.org/en/object_types
Hier einige Beispiele aus der Liste:
- Dänemark: COSMO Denmark 51
- Deutschland: COSMO – COVID-19 Snapshot Monitoring 52,53. Wöchentliche Updates der Ergebnisse werden für registrierte Projektpartner, Regierungsvertreter und Journalisten im Science Media Centre veröffentlicht 54,vgl. 11
- Kanada: COSMO – COVID-19 Snapshot Monitoring Canada 55
- Spanien: COSMO-Spain 56–58
Eine weitere Gruppe, die Scientific Advisory Group for Emergencies (SAGE), United Kingdom, hat die Aufgabe, den Cabinet Office Briefing Room (COBR) auf Basis neuester Erkenntnisse hinsichtlich COVID-19 zu beraten 59. Die SAGE-Gruppe traf sich zum ersten Mal am 22.01.2020 60. In ihren Ausführungen zur Evidenz geht SAGE sehr transparent auf die Vorgehensweise im Pandemiemanagement ein und führt auf, dass aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs und der damit verbundenen dynamischen Situation und Dringlichkeit die Beratung der politischen Entscheidungsträger teilweise auch auf Preprints (Vorabdrucke, die nicht das Peer-Review Verfahren durchlaufen haben, welches ein wesentlicher wissenschaftlicher Standard ist) gestützt wurde 61. Es wird darauf verwiesen, dies im Kontext des damaligen Geschehens zu betrachten. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass der Wissensstand regelmäßig aktualisiert wird. Am 26. Juni 2020 wurde die wissenschaftliche Evidenz-Grundlage der Empfehlungen von SAGE publiziert 59. Eine Veröffentlichung auf der Liste ist das Background Paper der Scientific Pandemic Influenza Group on Behaviours (SPI-B) 62zur wissenschaftlichen Evidenzvom 6. März 2020 63. Darunter befinden sich auch einige Publikationen von Susan Michie, Professorin für Gesundheitspsychologie am University College London, u. a. Mitglied im SAGE Komitee, Mitglied der Scientific Pandemic Insights Group on Behaviour (SPI-B, Untergruppe von SAGE), Mitglied in der WHO Technical Advisory Group on Behavioural Insights and Sciences for Health, Direktorin des Centre for Behaviour Change 64 sowie Mitglied der Communist Party of Britain.Gegenüber Mail Online sprach sie sich in einem Videointerview am 10. Juni 2021 dafür aus, dass Maßnahmen wie Social Distancing und Masken bestenfalls für immer bleiben sollten, weil sie nicht nur zur Eindämmung von COVID-19 beitragen würden, sondern auch vor anderen Infektionskrankheiten schützen würden 65,vgl. 66. Die Maßnahmen sollten Professor Michie zufolge zur Routine werden. Die Impfung sei zwar ein wesentlicher Teil im Pandemiemanagement, aber wichtig sei auch das Schutzverhalten.
Eine weitere ausführliche Erörterung der zugrundeliegenden Methodik der SPI-B im Pandemiemanagement (vom 05. Juli 2021) können Sie auf der Seite der britischen Regierung nachlesen 25.
Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) setzt im Kampf gegen die „Pandemie-Müdigkeit“ ebenfalls auf BI-Forschung bzw. auf repräsentative Umfragen in der Bevölkerung 67. Aus den Forschungsergebnissen wird ersichtlich, dass die BI-Forschung einen wesentlichen Einfluss auf die Risikokommunikation in mehreren Mitgliedsstaaten hatte. Über die Art und Weise, wie der Bevölkerung bestimmte Maßnahmen präsentiert wurden, konnte zum Beispiel die Akzeptanz von COVID-19-Tests verbessert werden und die Kommunikation hinsichtlich der Impfstoffe und Pandemie-Müdigkeit gelenkt werden. Die Forschungsergebnisse seien eine gute Grundlage, um BI-Kapazitäten in den EU/EWR-Mitgliedsstaaten auszubauen.
Falls Sie sich für wissenschaftliche Publikationen interessieren – im Folgenden finden Sie zwei zentrale bzw. häufig zitierte Artikel zweier BI-Expertengruppen, Professor Cass Sunstein jeweils als Co-Autor, mit Empfehlungen zum Krisenmanagement:
“Using social and behavioural science to support COVID-19 pandemic response” 18 vom 30. April 2020. Box 1 im Artikel gibt im Zusammenhang mit COVID-19 „verhaltenswissenschaftliche Einblicke“ für Public Health Experten, Entscheidungsträger und kommunale Führungskräfte.
Um einige Beispiele zu nennen:
- Die Öffentlichkeit sollte mit kollektivistischen Begriffen angesprochen werden, um ein „Wir“-Gefühl zu schaffen.
- Glaubwürdige Quellen wie religiöse Führer oder Gemeindevertreter könnten Informationen an die jeweilige Zielgruppe verbreiten.
- Die Betonung, dass es wichtig sei zu kooperieren und dass andere schon kooperieren würden.
- Es sollte die parteiübergreifende Unterstützung der Maßnahmen betont werden.
- “Messages that (i) emphasize benefits to the recipient, (ii) focus on protecting others, (iii) align with the recipient’s moral values, (iv) appeal to social consensus or scientific norms and/or (v) highlight the prospect of social group approval tend to be persuasive.”[Übersetzung: „Botschaften, die (i) den Nutzen für den Empfänger betonen, (ii) sich auf den Schutz anderer konzentrieren, (iii) mit den moralischen Werten des Empfängers übereinstimmen, (iv) an den sozialen Konsens oder wissenschaftliche Normen appellieren und/oder (v) die Aussicht auf die Zustimmung der sozialen Gruppe hervorheben, sind tendenziell überzeugend.“]
- Die Menschen vorab gegen Verschwörungstheorien und Fehlinformationen „impfen“.
Im Artikel “Ten considerations for effectively managing the COVID-19 transition.” vom 24. Juni 2020 12 werden 10 Punkte vorgeschlagen, um dem Virus während der sogenannten „Transition phase“ 68, also der Übergangsphase, bis die Fälle bei nahezu Null angekommen sind bzw. ein wirksames Medikament oder eine Impfung zur Verfügung steht, zu begegnen:
Zitat aus dem Abstract: „[…] (1) implement a phased approach to a ‘new normal’; (2) balance individual rights with the social good; (3) prioritise people at highest risk of negative consequences; (4) provide special support for healthcare workers and care staff; (5) build, strengthen and maintain trust; (6) enlist existing social norms and foster healthy new norms; (7) increase resilience and self-efficacy; (8) use clear and positive language; (9) anticipate and manage misinformation; and (10) engage with media outlets. The transition phase should also be informed by real-time data according to which governmental responses should be updated.” [Übersetzung: „(1) einen stufenweisen Ansatz für eine „neue Normalität“ umsetzen; (2) die Rechte des Einzelnen mit dem sozialen Wohl in Einklang bringen; (3) den Menschen mit dem höchsten Risiko negativer Folgen Vorrang einräumen; (4) Gesundheits- und Pflegepersonal besonders unterstützen; (5) Vertrauen aufbauen, stärken und aufrechterhalten; (6) bestehende soziale Normen einbeziehen und gesunde neue Normen fördern; (7) Widerstandsfähigkeit und Selbstwirksamkeit erhöhen; (8) eine klare und positive Sprache verwenden; (9) Fehlinformationen vorhersehen und bewältigen; und (10) mit den Medien zusammenarbeiten. Die Übergangsphase sollte sich auch auf Echtzeitdaten stützen, anhand derer die Reaktionen der Behörden aktualisiert werden sollten.“]
“To gather existing evidence and experiences of previous crises and brainstorm how this information could support the transition phase, authors K. B. H. and C. B. convened a group of experts who reflect a diversity of academic disciplines, domain expertise and familiarity with infectious diseases in general and COVID-19 in particular. This brainstorming was conducted online over 3 days. The first authors synthesised the long list of relevant issues into a shortlist, which was commented on by the full group in a shared document. When a consensus was reached regarding the number of considerations and their respective scope, the first authors drafted the sections and the experts added evidence and relevant references. The entire group reviewed the final version.“. [Übersetzung: Um vorhandene Erkenntnisse und Erfahrungen aus früheren Krisen zu sammeln und ein Brainstorming darüber durchzuführen, wie diese Informationen die Übergangsphase unterstützen könnten, beriefen die Autoren K.B.H. und C.B. eine Gruppe von Experten ein, die eine Vielzahl akademischer Disziplinen, Fachkenntnisse und Vertrautheit mit Infektionskrankheiten im Allgemeinen und COVID-19 im Besonderen aufweisen. Dieses Brainstorming wurde online über 3 Tage durchgeführt. Die Erstautoren fassten die lange Liste relevanter Themen in einer Shortlist zusammen, die von der gesamten Gruppe in einem gemeinsamen Dokument kommentiert wurde. Als ein Konsens über die Anzahl der Überlegungen und ihren jeweiligen Umfang erreicht war, entwarfen die Erstautoren die Abschnitte und die Experten fügten Belege und relevante Referenzen hinzu. Die endgültige Fassung wurde von der gesamten Gruppe geprüft.“]
„Nudge Units“
Spezielle Unternehmen oder Institutionen, auch als „Nudge Units“ oder „Behavioural Insights Units“ bekannt, nehmen mit ihrer Expertise beratend Einfluss auf das politische Geschehen bzw. unser tägliches Leben, beispielsweise zu Themen wie Recycling, gesunde Ernährung, Raucherentwöhnung und Umweltschutz und mittlerweile auch was das Krisenmanagement in der Pandemie betrifft. Laut der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD.org) gibt es aktuell weltweit 202 Institutionen, die verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse auf die Politik anwenden 69. Ein Link unter der aktuellen Anzahl der BI-Units 69 verweist auf einen Twitter-Account, auf welchem sich eine Weltkarte mit BI-Units befindet.
Einige Beispiele für BI-Einrichtungen, die sich mit Empfehlungen zum Pandemiemanagement beschäftigen:
- Australien: The NSW Behavioural Insights Unit (BIU) 70
- Deutschland: COSMO – COVID-19 Snapshot Monitoring (vgl. auch „WHO tool for Behavioural Insights on COVID-19“), ein Projekt der Uni Erfurt 71 bzw. der COSMO group 52. Zitat siehe Website unter „Über das Projekt“ 72:
„Ziel des Projektes ist es, wiederholt einen Einblick zu erhalten, wie die Bevölkerung die Corona-Pandemie wahrnimmt, wie sich die “psychologische Lage” abzeichnet. Dies soll es erleichtern, Kommunikationsmaßnahmen und die Berichterstattung so auszurichten, um der Bevölkerung korrektes, hilfreiches Wissen anzubieten und Falschinformationen und Aktionismus vorzubeugen. So soll z. B. auch versucht werden, medial stark diskutiertes Verhalten einzuordnen.
Diese Seite soll damit Behörden, Medienvertretern, aber auch der Bevölkerung dazu dienen, die psychologischen Herausforderungen der COVID-19 Epidemie einschätzen zu können und im besten Falle zu bewältigen.“
- Indien: Centre for Social and Behaviour Change 73 .Das Zentrum wird von der Bill & Melinda Gates Foundation unterstützt. Folgendes Zitat ist der Website entnommen: “We are profoundly global with a clear purpose: to build an institution that betters the world by engineering impactful behaviour change interventions for marginalised populations.” [Übersetzung: “Wir sind eine zutiefst globale Organisation mit einem klaren Ziel: eine Institution aufzubauen, die die Welt verbessert, indem sie wirksame Maßnahmen zur Verhaltensänderung für marginalisierte Bevölkerungsgruppen entwickelt.”]
- UK: The Behavioural Insights Team oder auch bekannt als “The Nudge Unit” 74. Zur Pandemiestrategie der britischen Regierung hier ein Artikel aus The Guardian vom 13. März 2020 zum Einsatz von Nudging im Krisenmanagement: „Why is the government relying on nudge theory to fight coronavirus?” 75. Der Autor kritisiert, dass die Studien, die der neuen Strategie zugrunde liegen, von den beteiligten Wissenschaftler:innen noch nicht offengelegt worden seien. Die Strategie beruhe auf Verhaltensvorhersagen, welche auch fehlerhaft sein könnten. Stand März 2020 war also nicht klar, auf welche Analysen des menschlichen Verhaltens sich die Experten bezogen hätten. Stattdessen habe sich die Regierung auf die Referenzen der wissenschaftlichen Berater berufen und darauf vertraut. Der Autor zeigte sich hingegen offen gegenüber der Einführung von Social Distancing:
„[…] If we are prone to fatigue, why rely on nudges, and why delay less easily disregarded and legalised social distancing?” [Übersetzung: „Wenn wir anfällig für [Pandemie]Müdigkeit sind, warum sollten wir uns dann auf Stupser verlassen und warum sollten wir die weniger leicht zu übersehende und legalisierte soziale Distanzierung hinauszögern?“]
- UK: Das Centre for Behaviour Change der UCL 64. Bei The Human Behaviour Change Project (HBCP) 76 wird ein Wissenssystem entwickelt, das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Evidenzfragen bezogen auf das menschliche Verhalten beantworten soll. Das System soll Publikationsdatenbanken durchforsten und wesentliche Ergebnisse zusammenstellen, um Praktiker, Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger beim Thema Verhaltensänderungen zu unterstützen.
Einige BI-Initiativen verfolgen die Strategie, das Virus auszurotten (Eradikation), auch bekannt als „ZERO Covid“, was sich gut am Beispiel von Irlands “We can be ZERO“ Initiative der Independent Scientific Advocacy Group (I.S.A.G) 77 nachvollziehen lässt.Australien hat bis zuletzt ebenfalls die Zero Covid-Strategie verfolgt 78. Andere Initiativen befürworten hingegen eine „NO-COVID“-Strategie 79.
Ein Artikel der WirtschaftsWoche vom 27.01.2021 „„Zero Covid“ und „No Covid“: Der Unterschied zwischen Null und Nichts“ 80 erklärt den feinen Unterschied zwischen „Zero Covid“ und „No-Covid“: Bei Zero Covid soll die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner statt auf 50 auf 0 gebracht werden. Zitat: „Dazu müssten alle nicht dringend erforderlichen Bereiche der Wirtschaft für eine gewisse Zeit stillgelegt werden, verlangen sie [Anm.: verlangen Wissenschaftler, Ärzte, Pflegekräfte und Künstler in einem Aufruf]. Also neben Schulen und Büros auch Fabriken und Baustellen. Finanziert werden solle diese „umfassende Arbeitspause“ durch eine europaweite Covid-Solidaritätsabgabe auf hohe Vermögen, Unternehmensgewinne, Finanztransaktionen und die höchsten Einkommen.“ Hingegen habe eine andere Initiative bestehend aus 13 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine „No-Covid“-Strategie gefordert. Zitat: „Sie fordern eine Inzidenz unter zehn und wollen dort, wo dies gelingt, grüne Zonen mit mehr Freiheiten erlauben. In Ländern wie Australien oder Neuseeland habe dies funktioniert.“
Die negativen Begleiterscheinungen dieser radikalen Vorgehensweisen werden uns vermutlich noch lange Zeit beschäftigen.
Kritik am Nudging in Zusammenhang mit der Pandemiebekämpfung (am Beispiel von Großbritannien)
Dr. Sidley und das Health Advisory & Recovery Team (HART group) hatten am 6. Januar 2021 81 eine Beschwerde bei der British Psychological Society (BPS) wegen ethischer Bedenken, was die Anwendung „verdeckter“ (engl. „covert“) psychologischer Techniken durch die SPI-B betrifft, eingereicht. Die Antwort seitens der BPS verwies darauf, dass die Methoden zwar „indirekt“ seien, aber nicht geheim und außerdem im Einklang mit dem ethischen Kodex der BPS stünden. Das Angstlevel in der Bevölkerung sei angesichts der objektiven Gefahr durch das Virus nicht strategisch entfacht worden. Eine individuelle, informierte Einwilligung müsse nicht erfolgen, da es sich nicht um individuelle Gesundheitsentscheidungen handelt. Die Rolle der Psychologen bei der Pandemiebekämpfung zeige einen „kompetenten und verantwortungsvollen Einsatz von psychologischem Fachwissen“. Die genaue Antwort kann auf der HART-Website in Dr. Sidley’s Artikel mit dem Titel „Nothing unethical about covert ‚nudges‘“ vom 07.08.2021 nachgelesen werden 82.
Patrick Fagan, ehemaliger leitender Psychologe bei Cambridge Analytica, also selbst vom Fach, nimmt in seinem Artikel „#BeKind and #StaySafe, or else! How “Nudging” is damaging our society and why behavioural scientists must be held to account” 83 [Übersetzung: „#Sei gütig und #bleib sicher, sonst! Wie „Nudging“ unserer Gesellschaft schadet und warum Verhaltenswissenschaftler zur Verantwortung gezogen werden müssen“] kein Blatt vor den Mund. Die Anwendung der Verhaltenswissenschaft durch „selbsternannte Verhaltensarchitekten, wie er die BI-Expert:innen bezeichnet, sei so bedenklich, dass sogar er ein Problem damit habe.
“These self-styled behavioural architects took it upon themselves to liberate us from the effort and risk inherent in making our own choices.” [Übersetzung: “Diese selbsternannten Verhaltensarchitekten haben es sich zur Aufgabe gemacht, uns von den Mühen und Risiken zu befreien, die mit unseren eigenen Entscheidungen verbunden sind.“]
“Similarly, while the team views its work as “libertarian paternalism” – as if it were kindly old Santa Claus himself, chiding us to be good boys and girls with lumps of coal – the reality seems to be the inverse: authoritarian maternalism, which has hitherto been known as the Nanny State and recently reinvented as a sort of Hugbox Bolshevism. This is the ideology that tells you to be #bekind and #staysafe – or else! It is the ideology that will put an entire nation under crippling house arrest for its own good; it has turned the world into a safe space, by threat of force.” [Übersetzung: „Während das Team seine Arbeit als „libertären Paternalismus“ bezeichnet – als wäre es der freundliche, alte Weihnachtsmann persönlich, der uns mit einem Stück Kohle dazu ermahnt, brave Jungs und Mädchen zu sein -, scheint die Realität das Gegenteil zu sein: autoritäres Mütterlichkeitsdenken, das bisher als Nanny State bekannt war und kürzlich als eine Art Hugbox-Bolschewismus neu erfunden wurde. Das ist die Ideologie, die dir sagt, du sollst #gütig sein und #sicher bleiben – oder sonst [Anm.: Sinngemäß ist der Satz vermutlich folgendermaßen gemeint – „sei gütig, sicher – oder sonst… hat das Konsequenzen“]! Es ist die Ideologie, die eine ganze Nation zu ihrem eigenen Wohl unter lähmenden Hausarrest stellt; sie hat die Welt in einen sicheren Raum verwandelt, indem sie mit Gewalt droht.“].
Die Bevölkerung wird dabei infantilisiert (sogenannte „Regression“), bekommt also eine kindliche oder auch unmündige Rolle zugeschrieben. An dieser Entwicklung sei die Bevölkerung jedoch auch selbst beteiligt gewesen – das „wir amüsieren uns zu Tode“-Prinzip (Anm.: Hedonismus?) scheint einen Einfluss auf die Auffassungsgabe der Bevölkerung gehabt zu haben. Ganz nach dem Motto „Nachdenken ist schlecht, Spaß ist gut“. Patrick Fagan beschreibt eine Dystopie, in der die BI-Forschung u.a. dazu beiträgt, unser Verhalten in Datenpunkte umzuwandeln, welche dann mit der zentralisierten digitalen ID des „Freiheitspasses“ abgeglichen werden. Algorithmen werden dann das Verhalten vorhersagen und zur richtigen Zeit für den Nötigen „Schubs“ in die richtige Richtung sorgen. Als ein Beispiel nennt er eine Studie der Universität Sheffield, welche die Wahrscheinlichkeit, Fehlinformationen zu verbreiten, anhand von Tweets vorhersage. Der Trend gehe in die Richtung stattlicher Überregulierung mithilfe prädiktiver Analytik. So habe sich beispielsweise Richard Thaler, der Mitautor des Buches Nudge 1 für einen „Gesundheitspass“ ausgesprochen, mit dem man „zuverlässig Zutritt zu Flugzeugen, Restaurants, Bars, Konzerten, Schulen und Universitätsgeländen“ erhalten könnte. Gegen Ende seines Textes gewährt Patrick Fagan Einblicke in die frühe Verhaltensforschung, z. B. das durch den von John B. Watson geprägten Behaviorismus, dem ein einfaches Reiz-(Verhaltens-)Reaktionsschema zugrunde liegt und verweist im Anschluss auf die zweifelhafte oder „lückenhafte“ Geschichte der Ethik der psychologischen Disziplin.
Laura Dodsworth, Autorin, Fotografin und Filmemacherin, hat in ihrem Sunday Times Bestseller “A State of Fear: how the UK government weaponised fear during the Covid-19 pandemic” [Übersetzung: „Ein Zustand der Angst: Wie die britische Regierung während der Covid-19-Pandemie Angst als Waffe einsetzte“] den Einsatz von Nudging und der Verwendung von Angst im Pandemiemanagement von Seiten der BI-Expert:innen in UK herausgearbeitet. Die Autorin schließt aus den durch ihr Buch gewonnenen Erkenntnissen, dass der Einsatz von BI im Pandemiemanagement „intransparent und antidemokratisch“ war vgl. 84. Folgendes Zitat von Lord Sumption, einem ehemaligen Richter am Supreme Court, findet man auf ihrer Website:
„This is an important book. The use of fear as a tool of political management is a major challenge to democracy which everyone should reflect upon, whatever their view about lockdowns and Covid-19.“ [Übersetzung: “Dies ist ein wichtiges Buch. Der Einsatz von Angst als Instrument des politischen Managements ist eine große Herausforderung für die Demokratie, über die jeder nachdenken sollte, unabhängig davon, wie er zu Lockdowns und Covid-19 steht.“].
Beim Club der klaren Worte finden Sie „A STATE OF FEAR“ von Laura Dodsworth zusammengefasst von Prof. Dr. Oliver Hirsch 85.
Auf ihrer Website findet man beispielsweise den Artikel “The News is being Nudged” [Übersetzung: „Die Nachrichten wurden genudged“] 84, in welchem sie auf die Zusammenarbeit zwischendem Nachrichtensender Sky und den Verhaltenswissenschaftler:innen der Britischen Regierung eingeht. Sky habe angekündigt, mit dem “Behavioural Insights Team“ zusammen zu arbeiten, um mittels Fernsehen bei der Bevölkerung Verhaltensänderungen in Bezug auf den Klimaschutz zu bewirken. Das Zitat ist der Website entnommen: „The British public never voted for or consented to the creation of a Nudge Unit to subliminally influence them and then set the news agenda. Furthermore, when behavioural scientists – and by extension the government – influence the news, it risks the inquiry, debate and balance that the media owes the public.” [Übersetzung: “Die britische Öffentlichkeit hat nie für die Einrichtung einer Nudge-Einheit gestimmt oder ihr zugestimmt, um sie unterschwellig zu beeinflussen und dann die Nachrichtenagenda zu bestimmen. Wenn Verhaltenswissenschaftler – und damit auch die Regierung – die Nachrichten beeinflussen, gefährden sie die Untersuchung, die Debatte und die Ausgewogenheit, die die Medien der Öffentlichkeit schulden.“].
Ein Artikel der Plattform Evidence Not Fear vom 27. Juni 2020 „How SAGE and the UK media created fear in the British public“ 86 beschäftigt sich mit der Frage, wie es in nur wenigen Wochen zu einer derartigen veränderten Wahrnehmung der Bevölkerung in Bezug auf das Coronavirus kommen konnte. Die Menschen seien Ende Februar/Anfang März 2020 zwar besorgt gewesen, aber nicht verängstigt und nur wenige Wochen später hätten die Menschen vor Angst ihre Häuser nicht mehr verlassen wollen oder Angst gehabt, sich anderen Menschen zu nähern. EvidenceNotFear geht im Folgenden auf die Arbeit von SAGE bzw. der SPI-B im Zusammenhang mit dem Pandemiemanagement ein. Die SPI-B habe im Dokument folgende allgemeine Methoden zur Verhaltensänderung aufgeführt:
„Education, Persuasion, Incentivisation, Coercion, Enablement, Training, Restriction, Environmental restructuring, Modelling” [Übersetzung: “Erziehung, Überzeugung, Anreize schaffen, Zwang, Befähigung, Ausbildung, Einschränkung, Umstrukturierung der Umwelt, Modellierung“].
Zitat 87: „Perceived threat: A substantial number of people still do not feel sufficiently personally threatened; it could be that they are reassured by the low death rate in their demographic group (8), although levels of concern may be rising (9). Having a good understanding of the risk has been found to be positively associated with adoption of COVID-19 social distancing measures in Hong Kong (10). The perceived level of personal threat needs to be increased among those who are complacent, using hard-hitting emotional messaging. To be effective this must also empower people by making clear the actions they can take to reduce the threat (11).” [Übersetzung: “Wahrgenommene Bedrohung: Eine beträchtliche Anzahl von Menschen fühlt sich immer noch nicht ausreichend persönlich bedroht; es könnte sein, dass sie durch die niedrige Sterblichkeitsrate in ihrer demografischen Gruppe beruhigt sind (8), obwohl die Besorgnis möglicherweise zunimmt (9). In Hongkong wurde festgestellt, dass ein gutes Risikoverständnis in einem positiven Zusammenhang mit der Anwendung von COVID-19-Maßnahmen zur sozialen Distanzierung steht (10). Das Gefühl der persönlichen Bedrohung muss bei denjenigen, die selbstgefällig sind, durch eindringliche emotionale Botschaften verstärkt werden. Um wirksam zu sein, müssen die Menschen auch befähigt werden, indem ihnen klar gemacht wird, welche Maßnahmen sie ergreifen können, um die Bedrohung zu verringern (11).“]
Sogenannte „fear nudges“ [„Angst-Nudges“] 3, gehören zu den standardmäßigen Nudging-Mechanismen und scheinen offensichtlich auch im Pandemiemanagement zur Anwendung gekommen zu sein. Bei Caraban et al. (2019)3 heißt es: “Fear nudges evoke feelings of fear, loss and uncertainty to make the user pursue an activity.” [Übersetzung: „Fear Nudges wecken Gefühle der Angst, des Verlusts und der Ungewissheit, um den Nutzer dazu zu bringen, einer Aktivität nachzugehen.“]. Einem Zitat aus der COSMO – Welle 1 vom 03.03.2020 zufolge sei das Coronavirus zu Krisenbeginn von einigen Menschen eher als „Medienhype“ wahrgenommen worden 88: „Eine eher geringere Risikowahrnehmung haben Personen, die das Coronavirus v. a. als Medienhype wahrnehmen.“. „[…] Insgesamt scheint die psychologische Nähe des Coronavirus ein wichtiger Aspekt zu sein und treibt Risikowahrnehmung und Schutzverhalten[…]“. Ein Zitat aus der COSMO – Welle 9 vom 28.04.2020 89zeigt die Möglichkeit auf, dass die Angst der Bevölkerung vor einer nächsten Welle für die Risikokommunikation genutzt werden könne, um die Bereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen, sich weiterhin an die Maßnahmen zu halten:
„Die Sorge vor einer zweiten Welle scheint eine große Motivation für die Einhaltung der geltenden Regeln zu sein. Dies kann in der Krisenkommunikation genutzt werden, um das Einhalten der Maßnahmen zu fördern. Es bleibt jedoch die Gefahr eines Bumerang-Effekts, d.h. im Falle eines Ausbleibens der zweiten Welle könnte es auch zu einem Vertrauensverlust kommen.
- Empfehlung: Im begründeten Fall sollte auf eine mögliche 2. Welle und mögliche wiederholte Einschränkungen hingewiesen werden.“
Im COVID-19 Snapshot Monitoring wird jedoch auch die „psychologische Lage“ der Bevölkerung erfasst. Vor diesem Hintergrund werden Empfehlungen zu Resilienz fördernden Maßnahmen bzw. therapeutischen Angeboten gemacht. Ein Beispiel aus COSMO – Welle 4 22:
„Die psychologische Lage muss thematisiert werden. Individuelle Lösungsvorschläge sollten aufgezeigt werden; […] Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz sollten niederschwellig angeboten werden, z. B. auch in öffentlich-rechtlichen Medien, die derzeit eine hohe Relevanz haben.“
Wichtiger Hinweis: EvidenceNotFear schreibt, dass die Empfehlungen von SAGE nicht notwendigerweise mit der offiziellen Regierungspolitik übereinstimmen müssen. Dies gilt natürlich auch für alle anderen in diesem Text erwähnten BI-Initiativen. Es wird u. a. klargestellt, dass es sich um vorläufige Daten und Empfehlungen handelt und darauf verwiesen, dass die beteiligten Wissenschaftler:innen für die Inhalte nicht haften (siehe der Disclaimer am Beispiel COSMO Germany 72 ).
Offene Fragen
Zitat aus dem Artikel„‘The nudge unit’: Ottawa’s behavioural-science team investigates how Canadians feel about vaccines, public health and who to trust” 42:
“In normal times, this federal team would have been researching questions such as what would motivate people to invest more in RRSPs [Anm.: Registered Retirement Savings Plans] or cut down on food waste.” [Übersetzung: “In normalen Zeiten hätte dieses föderale Team Fragen erforscht, wie zum Beispiel, was die Menschen motivieren würde, mehr in Rentensparpläne zu investieren oder die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.“].
Vor der Krise hat sich das Unternehmen also überwiegend damit beschäftigt, wie Menschen zu Rentensparplänen motiviert werden können oder wie man der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken kann. Aufgrund der Krise gab es dann jedoch einen Shift in die Richtung, menschliches Verhalten in Bezug auf Schutzmaßnahmen zur Eindämmung von SARS-COV-2 hin zu verändern bzw. zu nudgen. Diese „neuen“ Verhaltensweisen stehen allerdings im permanenten Konflikt mit natürlichen, menschlichen Grundbedürfnissen, die aufgrund der Maßnahmen immer wieder bzw. über einen längeren Zeitraum frustriert werden (z. B. das Bedürfnis nach Nähe und Zugehörigkeit oder das Bedürfnis nach Autonomie). Und da es sich in den meisten Fällen um Verordnungen handelt, steht deren Freiwilligkeit somit nicht zur Disposition. Wenn Menschen also am Sozialleben teilhaben wollen, müssen sie sich an die Verordnungen halten.
Möglicherweise gehören Fachkenntnisse in Psychopathologie bzw. Kenntnisse über die Entstehung psychischer Erkrankungen nicht zur Kernkompetenz einer jeden Nudge-Unit. Deshalb die Frage: Können die Erfahrungen aus der Verbraucherforschung wirklich auf die aktuelle Situation angewendet werden und inwieweit sind sie in der Lage, ethischen Kriterien standzuhalten? Denn das Verbraucherverhalten beruht auf Freiwilligkeit und unterliegt keinen staatlichen Sanktionen wie im Fall von Pandemiebekämpfungsmaßnahmen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage, ob vor der Implementierung der Maßnahmen bzw. der Anwendung von Behavioural Insights eine detaillierte Gefährdungsanalyse bzw. eine Risiko-Nutzen-Analyse potenzieller (kurz-, mittel-, und langfristiger) negativer Auswirkungen durch die Interventionen angefertigt wurde 90–93? Maßnahmen, die so massiv in die natürlichen menschlichen Verhaltens- und Erlebensweisen eingreifen wie Social Distancing 91,94–97, Maskenpflicht 98–100, Lockdowns 101–103, Kontaktbeschränkungen 93,104–106, Zugangsbeschränkungen, Schulschließungen 91,107–109, etc. und die noch dazu nicht auf Freiwilligkeit beruhen (und das über einen derartig langen Zeitraum), sollten hinsichtlich ihres Gefährdungspotenzials vor ihrer Anwendung (und im Verlauf) überprüft werden. Dies betrifft auch die Verwendung von „Angst-Nudges“ (z. B. mittels „Worst-case-Szenarien“), welche die psychologische Nähe zum Ereignis reduzieren 3, sowie die Verwendung stark moralisierender bzw. emotionalisierender Botschaften 15–19 . Diese Mechanismen können einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben, indem sie beispielsweise die Entwicklung psychischer Belastungen wie Ängste, Schuld- und Schamgefühle fördern 110–117. Der genaue Zusammenhang sollte noch näher untersucht werden. Wenn persönliche oder kollektive Werte verletzt werden, können sogenannte „moralische Verletzungen“ unterschiedlichen Schweregrades bis hin zu selbstverletzendem Verhalten entstehen 114,118. Wenn Menschen also einerseits immer wieder suggeriert wird, dass sie für andere eine potenzielle Gefahr darstellen, und sie andererseits aufgrund von Pandemiebekämpfungsmaßnahmen und der Angst vor dem Virus unter Dauerstress stehen, kann dies mitunter massive innere Konflikte zur Folge haben und somit die Entstehung oder Verschlechterung psychischer Erkrankungen begünstigen. Psychische Erkrankungen wiederum stehen statistisch gesehen in Zusammenhang mit einer reduzierten Lebenserwartung 119. Methoden und Maßnahmen, die also ihrerseits (neben anderen direkten oder indirekten negativen Auswirkungen) das Potenzial haben, die psychische Gesundheit zu gefährden, müssen einer kritischen Prüfung unterzogen werden.
Die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zielen auf eine langfristige Verhaltensänderung ab vgl. 120, allerdings wurden die Menschen nicht explizit über die Anwendung von Nudging und über mögliche negative Begleiterscheinungen aufgeklärt 121. Wie wir erleben, haben wir es jedoch mit massiven Nebenwirkungen („Kollateralschäden“) durch die Pandemie bzw. die ergriffenen Maßnahmen zu tun 92, was man beispielsweise an noch längeren Wartelisten für Therapieplätze 122 oder an überfüllten Kinder- und Jugendpsychiatrien 123 sehen kann. Die Ergebnisse einer österreichischen Studie namens „Jetzt sprichst du!“ 124, welche die psychosozialen Belastungen für Kinder und Jugendliche in Österreich während der Pandemie untersucht und der Bericht der UNICEF, der festhält, dass seit Pandemiebeginn 150 Millionen mehr Kinder in Armut leben müssen (Stand September 2020) 125 oder die Feststellung, dass Kindeswohlgefährdungen 126 zugenommen haben, sollten Grund zur Besorgnis sein. Eine Sammlung wissenschaftlicher Publikationen zu den vielschichtigen gesundheitlichen, psychosozialen, entwicklungsbezogenen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Pandemiemanagements finden Sie beispielsweise unter www.collateralglobal.org.
Wir erinnern uns an folgendes WELT-Zitat von 2015 36: „„Wir wollen keinen sanften Paternalismus“, heißt es in Merkels Regierungszentrale. Schwierige politische Entscheidungen sollten nicht durch Psychotricks umgesetzt werden. Der Deutsche soll nicht verändert werden, die Gesetze sollen es, damit sie besser funktionieren. […]“
Allem Anschein nach hat man seine Einstellung dazu zwischenzeitlich geändert. Offensichtlich sind wir direkt zu einem sehr (?) „harten“ und rigiden Paternalismus übergegangen. Und der Begriff „Psychotricks“ scheint eine Frage der Definition zu sein.
Am Ende haben wir vielleicht das Virus ausgemerzt, aber um welchen Preis? Wir befinden uns in einer Dilemma-Situation 90,127,vgl. 12, dessen sollten wir uns bewusst werden und dem sollte beim Pandemiemanagement Rechnung getragen werden 92.
Es ist Zeit für Schadensbegrenzung, finden Sie nicht?
[Hinweis: Teile des Textes mit der Kennzeichnung „Übersetzung“ wurden mit www.DeepL.com/Translator übersetzt]
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