Menschen und besonders junge Erwachsene suchen nach Sinn, Orientierung und Zugehörigkeit, um ihren Weg durchs Leben zu finden. Das Klimakrisen-Narrativ knüpft ideal an diese Grundbedürfnisse an und liefert daher eine starke Erzählung, in der sich viele Menschen wiederfinden können. Als Gruppe kämpfen Sie für das höhere Ziel, nämlich den Erhalt unserer Lebensgrundlage, der Erde. Ausgangslage ist ein durch wenig sichere Klimamodelle gefestigter Glaube, dass viele Menschen und die Natur in akuter Gefahr sind.

Dieser Angstzustand wird “Klimaangst” genannt und definiert sich laut dem Professor für Umweltpsychologie, Prof. Dr. Gerhard Reese, wie folgt: Unter Klimaangst verstehen wir grob die rationale und begründete Angst und tiefe Sorge vor der Klimakrise und ihren Konsequenzen.” Anscheinend wird hier nicht zwischen subjektiver, aufgrund von Medien geformter Wahrnehmung und der wirklich sicher vorherzusagenden Bedrohungslage unterschieden.

Laut einer Studie der Universität Bath aus dem Jahr 2021, in der 10.000 junge Menschen im Alter von 16-25 Jahren befragt wurden, “sind 59% wegen des Klimwandels sehr oder extrem besorgt.” Spannenderweise ist Deutschland laut einer Erhebung aus Mai 2023 das meistbesorgteste Land der Welt, wenn es um das Thema Klimawandel geht.

Der Anteil des von Menschen emittierten CO2 liegt bei 4,3 Prozent. Die restlichen 95,7 Prozent sind natürlichen Ursprungs. Von diesen 4,3 Prozent stößt Deutschland knapp zwei Prozent aus und ist somit ein fast zu vernachlässigender Faktor bei rein faktischer Betrachtung der CO2-Emissionen, vor allem mit Blick auf die großen Volkswirtschaften der Welt, von denen einige keine Bestrebungen haben, ihren CO2-Ausstoß zu senken. Hier herrscht ein bemerkenswerter Unterschied zwischen der wirklichen Mitverantwortung Deutschlands an der durch die letzte Generation wahrgenommene Klimakrise und der Angst vor ihr.

In diesem Licht erscheinen auch die präsentierten Hauptforderungen der letzten Generation, ein allgemeines Tempolimit und ein dauerhaftes 9€ Ticket, zwar hilfreich aber wenig nachhaltig oder radikal. Warum geht es ihnen nicht gleichzeitig auch um Artenvielfalt, sauberes Wasser, gesunde Böden, eine ökologisch sinnvolle Landwirtschaft, die Verringerung globaler Ungerechtigkeit oder die Beendigung aller Kriege?

Man könnte einwenden, dass die Aktivisten auf andere Länder und deren Energiepolitik noch weniger Einfluss haben als hierzulande und sich deshalb hier so stark engagieren.

„Wir sind die Letzte Generation, die den Kollaps unserer Gesellschaft noch aufhalten kann. Dieser Realität ins Auge blickend, nehmen wir hohe Gebühren, Straftatvorwürfe und Freiheitsentzug unerschrocken hin.“

Die letzte Generation

Das alles geschieht in einer Welt, die für junge Menschen wenig Erzählungen zu bieten hat, die Menschlichkeit, Naturverbundenheit und Gerechtigkeit beinhalten. Es gibt keine sinnstiftenden Narrative mehr, die mit Blick auf diese Welt voller Kriege, Artenschwund, steigender Armut und extremer Ungerechtigkeiten Halt geben und Zuversicht spenden können. Wem sollte es übel genommen werden, wenn angesichts dieser Lage Hoffnungslosigkeit und Angst aufkommen. Die Zukunftsängste der letzten Generation sind aus ihrer Sicht auf die Welt völlig verständlich und eher als Hilferuf zu verstehen.

Gesamtgesellschaftlich geht es in einer zersplitterten, durchdigitaliserten, chronisch verängstigten Gesellschaft, die sich mehr und mehr entwurzeln läßt, hauptsächlich um Konsum und narzisstische Selbsterhöhung in Form von Karriere. Da erscheint es nachvollziehbar, dass junge Menschen andere Ideale für ihren Lebensweg suchen und, wenn gefunden, sie mit allen, was sie haben, vertreten und sogar an ihnen “festkleben.”

„Unsere Vernunft sagt uns, dass niemand möchte, dass unsere freie Gesellschaft und Milliarden von Menschenleben riskiert werden! “

Die letzte Generation

Dass nun auf den Straßen des Landes aufgrund der Klebe-Klimaproteste der letzten Generation normale Bürger am Bestreiten ihres Lebens gehindert werden, verursacht immer mehr Aggression und Lagerbildung. Aktueller Höhepunkte war ein Protest in Stralsund, bei welchem ein LKW-Fahrer einen Aktivisten ein paar Meter mit seinem Wagen die Straße entlang schob, nachdem er einer anderen Aktivistin mit der geballten Faust Gewalt androhte. Außerdem wurden mehrere Landebahnen deutscher Flughäfen blockiert, was laut deutscher Flugsicherungeinen gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr darstelle.” Die Protestbilder samt der Reaktionen der Bürger sind erschreckend und oftmals Anlass für heftige Reaktionen in den sozialen Netzwerken, die entweder die Aktivisten oder die aufgebrachten Bürger beschimpfen, abwerten oder sogar beleidigen.

Mit ein wenig Abstand betrachtet, ist es ein Trauerspiel. Die sich nicht gehört fühlenden Aktivisten erschaffen, durch ihren Protest, eine Situation, in der sie nicht ernst genommen werden. Und die Bürger erleben junge Erwachsene als realitätsfernen und übergriffigen Störfaktor und bewerten die Klimaproteste daher mehrheitlich als falsch. Auch sie fühlen sich nicht verstanden in ihrem dringlichen Wunsch ihrer Arbeit nachzugehen, wie z.B. dieser Arzt, der auf dem Weg zu einer Operation ist, oder andere wichtige private Dinge zu erledigen.

Alles in Allem ein Szenario, welches stark daran erinnert Menschen dazu zu bringen, sich gegenseitig zu bekriegen, um ihnen die Kraft zu rauben, sich gemeinsam den Verursachern einer umweltschädlichen und ungerechten Politik zu widmen. Themen wie Lebensmittelverschwendung, Artensterben, die absurde Vermögensunterschiede zwischen Arm und Reich oder die Folgen einer umweltschädliche Landwirtschaft wären sicherlich anschlussfähiger als der Fokus auf die postulierte Klimakrise, rücken aber im Auftreten der letzten Generationen stark in den Hintergrund.

Ob die, durch die Proteste gestörte, Lohnarbeit nur Teil eines kranken Systems ist, in welchem für Kapitalervermehrung Menschen aus Existenzangst heraus in unwürdigen und schlecht bezahlen Jobs arbeiten und damit auch die Umwelt und sich selber zerstören, ist sicherlich eine wertvolle Frage. Jedoch kann diese Thematik nicht auf einer Kreuzung besprochen werden, in dem Menschen in Stress und Angst versetzt werden, weil jemand sie dazu nötigt ihr Leben für ein Anliegen zu stoppen, welches abstrakter als der eigene Jobverlust oder die Auslieferung wichtiger Waren erscheint.

“Angst führt immer zu einer Einengung des Denkraums.”

Prof. Rainer Mausfeld

Menschen dazu zu bringen über größere Zusammenhänge als ihr eigenes Hamsterrad nachzudenken, ist ein wichtiges Anliegen vieler Initiativen. Der Weg dahin scheint jedoch nicht mittels Nötigung zu funktionieren, auch wenn die subjektive Dringlichkeit diese Mittel zu rechtfertigen scheint.

„Wir protestieren! Wir stören! Wir unterbrechen! Wir leisten Widerstand! Der Gesellschaftsvertrag wurde gebrochen, weil die Regierung und das reichste 1 Prozent am Kurs der Klimavernichtung festhält. Dieser Kurs stürzt Milliarden von Menschen ins Unglück.“

Die Letzte Generation

Obwohl die letzte Generation auf ihrer Webseite ausdrücklich die Reichen der Reichen ins Visier nimmt, zieht der größte Anteil ihres Protests die Schichten der Bevölkerungen in Mitleidenschaft, die nicht zu den elitären Kreisen von Finanzwirtschaft und Politik zählen. Auch gibt es keine kritische Position geschweige den Proteste auf US-Militärbasen in Deutschland oder bezüglich des anhaltenden Krieges in der Ukraine. Krieg ist jedoch, um im CO2-Narrativ zu bleiben, einer der schlimmsten Klimakatastrophen, die es auf dieser Welt gibt und immer eine immense Naturzerstörung. Aus einem Bericht der Browns Universität aus dem Jahr 2019 geht hervor, dass das amerikanische Verteidigungsministerium “der weltweit größte institutioneller Nutzer von Erdöl und dementsprechend der größte Einzelproduzent von Treibhausgasen (THG) in der Welt” ist.

Jede ernstzunehmende Klima- oder Naturschutzinitiative kommt nicht daran vorbei, sich klar und deutlich für Frieden einzusetzen und damit Kritik an imperialen und illegalen Angriffskriegen zu äußern.

In den Vereinigten Staaten sitzt auch der Fonds, von dem die letzte Generation den “Großteil der Mittel für Recruitment, Training und Weiterbildung erhält.” Der 2019 ins Leben gerufene “Climate Emergency Fund” wird von verschiedenen Philanthropen unterstützt, darunter Aileen Getty, Erbin des Öl-Tycoons J. Paul Getty.

Auf der Webseite der Organisation heißt es: “Wir unterstützen disruptiven Klimaaktivismus, weil wir glauben, dass dies der schnellste Weg ist, um einen transformativen Wandel herbeizuführen.” Inwiefern die letzte Generation also wirklich eine Graswurzelbewegung ist oder eher eine Inszenierung dieser, um Ziele von Philanthropen und anderen Interessenvertretern durchzusetzen, lässt sich hier nicht abschließend klären, sollte aber Teil der internen und öffentlichen Debatte sein. Schilderungen einer Sozialpsychologen, die unter falschem Namen an mehreren Schulungen der letzten Generation teilgenommen hat, deuten darauf hin, dass die Protestmethoden auf Skandaliserung abzielen und das Vorhaben mehr Menschen für Klimaschutz zu gewinnen, verfehlen können. Auffällig gerade im Hinblick auf den medialen Umgang mit Coronamaßnahmem-Kritikern ist, dass Vertreter der letzten Generationen sowohl in Talkshows des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als auch in den Tagesthemen und sogar im Gespräch mit Ministern ihre Positionen zur Sprache bringen dürfen.

Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Großteil der Menschen, die viel Zeit und Herzblut in diesen Aktivismus stecken der festen Überzeugung sind, etwas Gutes zu tun.

Hier und Jetzt soll es darum gehen Brücken zu bauen statt Gräben zu schippen. Aus dieser Motivation heraus habe ich bereits mehrere Interviewanfragen an die letzte Generation gestellt, die alle unbeantwortet blieben. Außerdem befand ich mit gelegentlich in einem digitalen eher faktenorientierten Austausch mit einem befreundeten Klimaaktivisten und wir kamen zu dem Schluss, dass es an der Zeit ist, sich persönlich und respektvoll zum Thema Klimakrise auszutauschen, statt sich nur in getrennten Blasen übereinander zu unterhalten.

Im Redekreis mit Klimaaktivisten

Also luden wir gemeinsam zu einem Redekreis zum Thema “Klimakrise” ein. Klimaaktivisten und Kritiker am Klimawandelnarrativ saßen gemeinsam zusammen, ließen sich aussprechen und erzählten von ihren Ängsten und Beweggründen. Deutlich wurde dabei, dass die Klimaaktivisten sehr viel Angst haben und glauben, dass wir aufgrund der Kipppunkte nur noch zwei bis drei Jahre zu Leben haben, um die Welt zu retten. Sogar der Herzenswunsch Eltern zu werden, wird aufgrund der Angst vor einer Klimakrise in Frage gestellt. Auf der anderen Seite durften die Ängste vor globaler Kontrolle und Überwachung und Angsterzeugung als Herrschaftsinstrument mitgeteilt und gehört werden.

Auch die Empfehlung die “Wissenschaft” in Frage zu stellen und Dialog mit Andersdenkenden zu fördern wurde im Kreis wohlwollend aufgenommen. Alle waren sich einig, dass ihnen eine gesunde und lebenswerte Erde am Herzen liegt. Ein toller Austausch zwischen den Generationen und interessierten Menschen, der uns mittels “asozialer Netzwerke” und schlechtem Journalismus vorenthalten wird. Daher gilt es selber Austauschräume zu erschaffen, um den oder die Andere wirklich kennen zu lernen. Das persönliche, offene und ehrliche Gespräch fördert Verständnis füreinander und baut Pauschalisierungen und Vorurteile ab. Alle waren der Meinung, dass dieser Kreis nur der Anfang eines beginnenden Austauschs war und weitergeführt werden sollte. Viele Ängste und Vorbehalte voreinander wurden abgebaut und Verbundenheit gestärkt. Alle waren froh und dankbar für diesen gemeinsamen Abend. Denn alle beobachten mit großer Sorge die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft und wünschen sich ein respektvolles und friedliches Miteinander.

Schlussbetrachtung

Die angewandten Protestmethoden der letzten Generation sind radikal , aber aus ihrer Weltsicht heraus verständlich, sie bringen jedoch Menschen in Schwierigkeiten, die das Problem, um das es geht, nicht verursachen und teilweise als nicht so schwerwiegend erachten. Die geschürte Angst und somit als Angsterzeugung zu benennende Form der Manipulation durch Medien und Lobbygruppen versetzt die Klimaaktivisten in Panik und Hoffnungslosigkeit, obwohl die Klimamodelle als eher unpräzise einzustufen sind und der vermeintliche wissenschaftliche Konsens zum Klimawandel nicht in dem Maße besteht, wie er meist propagiert wird.

“Das populäre Narrativ über den Klimawandel spiegelt eine gefährliche Korruption der Wissenschaft wider, die die Weltwirtschaft und das Wohlergehen von Milliarden von Menschen bedroht. Die fehlgeleitete Klimawissenschaft hat sich zu einer massiven schockjournalistischen Pseudowissenschaft ausgeweitet. Diese Pseudowissenschaft wiederum ist zum Sündenbock für eine Vielzahl anderer, nicht damit zusammenhängender Missstände geworden. Sie wurde von ähnlich fehlgeleiteten Marketingvertretern, Politikern, Journalisten, Regierungsbehörden und Umweltschützern gefördert und verbreitet. Meiner Meinung nach gibt es keine echte Klimakrise. Es gibt jedoch ein sehr reales Problem bei der Gewährleistung eines angemessenen Lebensstandards für die große Weltbevölkerung und eine damit verbundene Energiekrise. Letztere wird durch die meiner Meinung nach falsche Klimawissenschaft unnötig verschärft.”

John Francis Clauser, Experimentalphysiker und Nobelpreisträger 2022

Statt jedoch die protestierenden Menschen pauschal zu verurteilen oder sogar abzuwerten, gilt es einen Weg zu finden, ihr Anliegen wahrzunehmen, zu würdigen und gemeinsam Protestmöglichkeiten zu gestalten, die die Verursacher der anhaltenden Naturzerstörung adressieren. Außerdem braucht es, wie im obigen Redekreis-Beispiel beschrieben, Räume für Austausch gegenteiliger Ansichten und ein offenes und kritisches Hinterfragen der Wahrhaftigkeit des “Klimakrisen-Narrativs”, welches die Grundlage für die vorherrschende Angst bei den Menschen ist.

Dafür notwendig ist die innere Arbeit auf Seiten der Klimaaktivisten die Klimakrise als Projektionsfläche für eigene unbewusste Ängste und Verzweiflungen und als mögliches trojanisches Pferd machtvoller Initiativen zu beleuchten und die Fähigkeit, die dort gefundene Zugehörigkeit in Frage zu stellen, wenn die Faktenlage die verbreitete Hysterie nicht abbilden kann. Genauso wäre es angebracht, dass die Menschen, die der Meinung sind, wir können weiterhin so konsumieren wie bisher und dabei die Erde ausbeuten, darüber nachdenken, wie viel Kompensation in zwanghaftem Konsum steckt und warum ein wenig Konsumverzicht gleich als Freiheitsberaubung wahrgenommen und mit infantilem Trotz begegnet wird.

Halt geben und Verbindung schaffen kann dabei der Wunsch nach einer Fürsorge für die Erde und deren Bewohner, die es den kommenden sieben Generationen ermöglicht auf diesem Planeten gut zu leben. So könnten sich letzte Generation, Friedensbewegung, Verfechter der ökologische Landwirtschaft und viele weitere Naturschutz-Organisationen, getragen von breiter Zustimmung in der Bevölkerung, Hand in Hand für eine lebenswerte Zukunft auf Mutter Erde engagieren.

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