Die Schilderung meiner persönlichen Erlebnisse im Vorfeld und auf den Kundgebungen am 3. Januar in Greifswald

Am 3.1.2022 fand eine weitere Kundgebung vieler Maßnahmen-Kritiker auf dem Marktplatz in Greifswald statt. Die Organisatoren veranstalten seit vielen Monaten Kundgebungen und Aufzüge, in welchen sie Kritik an der Corona-Politik äußern und das Vorhandensein einer starken Gesundheitsgefahr durch einen Virus in Frage stellen. Sie fordern eine echte Impffreiheit und verhältnismäßige Politik. Im Vorfeld der Veranstaltung wurde bekannt, dass die Versammlungsbehörde 2 Gegendemos auf dem Marktplatz erlaubt hatte. Das war ein Novum und für mich Grund genug, die Veranstaltungen zu besuchen.

Vorgeschichte

Gemeinsam mit Freunden hatte ich bereits im April und Mai 2020 Kundgebungen auf dem Greifswalder Marktplatz organisiert. Ich hatte dort Wissenschaftler zitiert und Passanten zum Dialog über die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen eingeladen. Bereits damals wurde von der alternativen Liste Greifswald sehr negativ und ohne mit uns in Kontakt zu treten über uns geschrieben. Trotzdem haben Menschen aus Greifswald den Faden aufgenommen und weiterhin Kundgebungen veranstaltet. Der Versammlungsleiter des 3.1. ist Andreas Pieper. Er verortet sich politisch wie folgt ein: “Ich ordne mich als erstes den Libertären zu. Die größte Schnittmenge gibt es wahrscheinlich zu den Liberalen und Bürgerlichen. Die Selbstverantwortung und Selbstbestimmung hat bei den Libertären den höchsten Stellenwert und es gibt eine Grundskepzis gegenüber Megastrukturen wie den Staat, wo die Souveränität immer weiter nach oben abgegeben wird.”

Auf meine Presseanfrage bezüglich seiner Motivation für sein Engagement erklärt er:

“Ich möchte vor allen den Dialog zwischen den Lagern zu den Corona-Maßnehmen befördern. Ich möchte einen geordneten und zivilisierten Rahmen dafür zu Verfügung stellen und glaube, dass ich diesen in Greifswald organisieren kann. Dazu ist es notwendig mit den Behörden und der Polizei zu arbeiten. Ich möchte vor allem die Maßnehmen-Kritiker eine Möglichkeit geben gehöre zu finden und zähle mich selbst dazu. Aber es soll auch ein Forum sein, wo die Corona-Befürworter die Kritiker erreichen können.”

Das Bündnis „Greifswald für Alle“, welches „für Weltoffenheit, Demokratie und Toleranz in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald steht“ hatte eine Gegendemo organisiert, da sie die zunehmende Zahl der Teilnehmer an der maßnahmenkritischen, wöchentlichen Veranstaltung mit „Sorge beobachteten.“ Das Bündnis geht davon aus, dass „die Mehrheit dieser Teilnehmer*innen Corona-Leugner und Querdenker seien.“ Ihre Aufruf lautete wie folgt:

Wir als Bündnis „Greifswald für Alle“ haben beschlossen, mit solidarischen Greifswalderinnen und Greifswaldern ein deutliches Zeichen für Demokratie zu setzen und zu zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung die geltenden Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie für nötig hält. Mit einer Kundgebung wollen wir aktiv aufklären und für die Impfung werben. Wissenschaftler*innen sollen in Redebeiträgen über bewiesene Erkenntisse über das Virus sprechen, Menschen aus der Kulturbranche können über ihre Erfahrungen berichten und auch Politiker*innen dürfen zu Wort kommen.“

Die Liste der angekündigten Redner bestand aus dem Oberbürgermeister von Greifswald, Vertretern von SPD, CDU, Die Linke und den Grünen und einer Immunologin der Uni Greifswald.

Aufgrund dieser Ankündigung hatte ich die Hoffnung, dass es möglich sein könnte auf dem Marktplatz in Greifswald einen Dialog zwischen Befürwortern und Kritikern der Maßnahmen zu organisieren. Deshalb schrieb ich das Bündnis öffentlich über Facebook und via Mail am 2.1.2022 an:

Liebes “Greifswald für alle Team”, ich würde mich freuen, wenn es eine Art öffentliche Debatte zu den Corona-Maßnahmen gibt. Ihr habt zu einer Gegendemo aufgerufen, da ihr anscheinend andere Ansichten vertretet, als die Demonstrierenden, die seit Monaten und Jahren die Maßnahmen aufgrund fehlender Evidenz als unverhältnismäßig erachten. Mein Vorschlag an beide Seiten ist, dass es eine offene Debatte zur Verhältnismäßigkeit gibt und diese auf dem Marktplatz am 3.1. stattfindet. Dann können sich die Zuhörenden eine Meinung bilden und jede Position darf gehört werden. Das Alles sollte ohne Beschimpfungen (Corona-Leugner) und mit gegenseitigem Respekt und faktenorientiert stattfinden. Über eine Antwort hier auf Facebook oder per Mail würde ich mich sehr freuen. Ich hatte euch bereits vor 2 Tagen dazu eine Mail geschrieben.

Alles Gute für eure Veranstaltung!“

Die Antwort von “Greifswald für Alle” lautete wie folgt:

Zunächst: Wir haben keine “Gegen”demo angemeldet, vielmehr eine Veranstaltung zur Aufklärung und Information. Dies dürfte bereits an der Redner*innenliste zu erkennen sein. Jede/r kann sich anhand der Beiträge ein Urteil bilden. Wir sehen auch keine Gemeinsamkeiten, um auf dem Marktplatz in einen Austausch treten zu können. Wer, wie bei den Montagsdemos gesehen und gehört, von Plandemie spricht oder “Dexter help” propagiert, ist einem seriösen Austausch wohl kaum zugänglich.“

Bis dato war es mir aufgrund fehlenden Impressums der Webseite nicht möglich zu erfahren, welche Personen hinter dem Bündnis stecken und wer mir auf meine Anfrage geantwortet hat. Nachdem ich in einer Mail auf dieses fehlende Impressum hinwies, war es am 5.1.2022 vorhanden. Darin wird Michael Steiger, ehemaliger Kreistagskandidat der Grünen, als Verantwortlicher genannt.

Die Dritte Versammlung lief unter dem Motto “Für eine allgemeine Impfpflicht” und soll laut Ostsee-Zeitung von 40 Menschen besucht worden sein. Diese schloßen sich im Verlauf des Abends dem Bündnis für Greifswald an.

Der Tag der Versammlungen

Am Marktplatz angekommen erblickte ich die Absperrungen, die den Marktplatz in 2 Versammlungsflächen teilten. Auf der einen Seite die Box für die Maßnahmenkritiker, auf der anderen Seite 2 Abschnitte für die Befürworter der Maßnahmen und die Impfpflichtbefürworter. In der Mitte der Weihnachtsbaum der Hansestadt und ein von Polizisten bewachter Streifen zwischen den beiden Flächen. Ein symbolträchtiges Bild.

Ich schlenderte über den Marktplatz und war sehr daran interessiert mit verschiedenen Menschen ins Gespräch zu kommen. Mein erster Dialog fand mit einem Greifswalder statt, der sich die Veranstaltung für das Impfen ansah. Diese war meist von jungen Erwachsenen besucht, die ihre Schilder Richtung Maßnahmenkritiker aufstellten und mittels Boxen Lieder über das Impfen abspielten. Der Mann erzählte mir, dass er sich die Argumente aller Gruppen anhören wolle und vor allem verstehen wolle, wie die Impfdemo ihren Standpunkt darlegen würde. Er erzählte mir, dass er selten inhaltliche Fakten höre, sondern ein “Dagegenschreien.”

So langsam füllte sich der Marktplatz und es wurde schnell klar, dass deutlich mehr Teilnehmende (ca.900) bei der Veranstaltung der Maßnahmenkritiker zu sehen waren, als bei beiden “Gegenveranstaltungen” zusammen. Kurz vor dem offiziellen Start fiel mir auf, dass ein Musiker bei den Gegendemos anfragte, ob er ein Lied singen dürfe. Dies wurde ihm beide Male verwehrt. Es handelte sich um den in Rostock geborenen Komponist und Sänger Thomas Putensen. Er sollte später noch ein Mikro und Menschen finden, die sich über seine Kunst erfreuen würden.

Die Veranstaltungen begannen mit der Eröffnung durch Andreas Pieper.

Auch ich hatte eine Rede vorbereitet, in der ich einen kleinen Überblick über die Geschehnisse der letzten 18 Monate geben wollte. Zuerst jedoch unterhielt ich mich mit einem älteren Mann, der ein Banner mit der Aufschrift “Lasst euch Impfen” trug. Ich fragte ihn, ober damit meine, dass sich alle Menschen impfen lassen sollen, auch Kinder. Er antwortete mir “Ja, so lange es keine Gefahr für die Person darstelle.” Ich fragte weiter, woher man das wissen solle, da die “Impfstoffe” sehr neu und unerforscht sind. Er antwortete mir, dass die Wissenschaft das schon wisse und wir mittlerweile über ein Jahr impfen. Ich fragte ihn, ob auch Kinder sich impfen lassen sollten. Auch darauf antwortete er mit Ja mit dem Einwand, dass es keine Gefahr für sie darstellen darf. Wieder fragte ich nach, wie man dass einschätzen solle? Darauf bekam ich keine Antwort. Ich fragte weiter, ob er wisse, wie viele z.b. 5-jährige Kinder Teil der Zulassungsstudie von Pfizer waren. (Anmerkung: Es waren nur knapp 2300) Auch das konnte er nicht beantworten. Ich schwenkte zu einem anderen Thema, um zu erfahren, ob er grundsätzlich auch zu einem Dialog mit den Maßnahmenkritikern bereit wäre. Er sagte an sich schon, nur dass die Kritiker faktenresistent sind und einige wilde Theorien vertreten. Mit solchen Leuten könne man nicht reden. Ich sagte ihm, dass ich auch von da drüben sei und mit mir könne man doch reden. Er bejahte das und wir lachten. Ich dankte ihm für die Beantwortung meiner Frage.

Danach wurde ich auf die Bühne gerufen und lernte, dass es nicht möglich ist, eine Rede voller Zitate internationaler Wissenschaftler in 5 Minuten vorzutragen. Also sprach ich frei und ein wenig unsicher darüber, dass ich starke Zweifel habe, ob eine faktenbasierte Aufklärung zu Corona überhaupt möglich ist. Vor und nach meiner Rede durfte Thomas Putensen doch noch seine Lieder zum Besten geben und warb mehrere Male für Zusammenhalt und Dialog. Er verkündete in Richtung der Gegendemo: “Wir stehen hier auch für euch!”

Außerdem sprachen eine Unternehmerin, der Versammlungsleiter und andere Menschen.

Kinder und die “Impfung”

Als die Kundgebung vorbei war, begann der Aufzug durch die Stadt, welche noch von ein paar der Gegendemonstranten blockiert wurde.

Auf meinen Rückweg zum Auto besuchte ich die Veranstaltung von Greifswald für alle und hörte folgenden Satz vom Redner auf der Bühne: “Wer sein Kind liebt, läßt sein Kind impfen.” Es wurde Beifall geklatscht. Ich fragte eine klatschende Frau, ob sie auch fände, dass das richtig sei. Sie bejahte und auf meine Nachfrage nach dem Grund, sprach sie von der Gefahr durch Longcovid bei Kindern. Ich erwiderte ihr, dass der Stiko-Vorsitzende im Fernsehen gesagt habe, dass es keine validen Daten für diese Behauptung gäbe.

https://youtu.be/o6PCb3ynew0

Sie wurde etwas ungehalten, sagte mir mit Nachdruck, dass sie Chemikerin sei und distanzierte sich merklich von mir. Plötzlich fiel ihr auch auf, dass ich als Einziger keine Maske trug. “Sie sind wohl einen von denen da drüben”, sagte sie und stieß mich sanft weg. Der grüne Oberbürgermeister von Greifswald Stefan Fassbinder, ließ übrigens am Anfang der Veranstaltung auf der Bühne Folgendes verkünden: “Die einzige Antwort auf die Krise lautet: Impfen, Impfen,Impfen!”

Mich hat das Statement des Redners zur Corona-Impfung bei Kindern tief bewegt, da ich in den letzten Monaten viele Artikel übersetzt und veröffentlicht hatte, die gut belegen, dass die Impfung keinen Nutzen aber ein gewisses Risiko für Kinder mit sich trägt. Ein Teil von mir wollte dazwischen schreien und nach Zahlen fragen, aber das habe ich mich nicht getraut. Es wäre ein Ausdruck meiner Verzweiflung darüber gewesen, dass ich schwer nachvollziehen kann, wie jemand so eine Aussage treffen kann, obwohl Corona für Kinder selber und auch als Überträger keine signifikante Gefahr darstellt.

Schlussbetrachtung

Im Nachgang der Veranstaltungen hat sich der Organisator der maßnahmenkritischen Demo Andreas Pieper auf meine Anfrage hin wie folgt geäußert: “Es war spannend, aufregend aber für mich auch erfüllend. Die Gegenseite hatte uns immer weitgehend ignorieren wollen. Ganz nach den 4 Stufen von Gandhi. Dass man uns nicht mehr ignorieren kann, zeigt, dass wir sehr viel richtig gemacht haben und dass wir auf ein guten Weg sind. Am ersten Montag diesen Jahres haben wir in Greifswald eine extrem starkes Zeichen setzen können.

Das Bündnis “Greifswald für Alle” hat meine Anfragen nach einem Feedback zum 3.1. bis zum Redaktionsschluss nicht beantwortet. Damit Sie die verschiedenen Perspektiven auf diesen Abend verstehen können, verlinke ich hier den Fernsehbericht von GreifswaldTV und den Artikel des Magazins “Katapult”.

Ich glaube immer noch daran, dass irgendwann möglich sein wird einen öffentlichen und respektvollen Dialog zu den Corona-Maßnahmen zu haben. Wann? Das wird sich zeigen.

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