Anmerkung Bastian Barucker: Am 4. Januar 2022 wurde dieser von 217 Hebammen unterzeichnete Brief an das österreichische Hebammengremium (ÖHG), Herrn Bundespräsidenten Dr. Alexander Van der Bellen und viele andere Politiker und Medienschaffende Österreichs verschickt. Er fordert ein Ende der Diskriminierung ungeimpfter Schwangerer und setzt sich für einen ethischen Umgang mit der Covid-19 Impfung in der Geburtshilfe ein.


Sehr geehrte Damen und Herren!

Erschüttert beobachten wir die momentanen gesellschaftlichen, politischen und vor allem
gesundheitspolitischen Entwicklungen in unserem Land. Gesellschaftliche Spaltung,
Diskriminierung und die geplante Einführung einer Impfpflicht widersprechen den Werten,
Grund- und Freiheitsrechten, die bis vor knapp zwei Jahren das stabile Fundament unseres
Zusammenlebens in Österreich waren.

In unserem Arbeitsalltag als Hebammen, erleben und erfahren wir Missstände, die wir nicht
länger hinnehmen und mittragen können.

Wir betreuen die uns anvertrauten Frauen mit größter Sorgfalt und Umsicht, wissend, dass
diese während Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit besonderen Schutz
brauchen und verdienen. (Werdende) Mütter wenden sich mit ihren Fragen und
Unsicherheiten vertrauensvoll an uns Hebammen, wir versorgen sie mit fachlichen
Informationen, damit sie eine informierte Entscheidung treffen können.
Im Newsletter des ÖHG vom 02.12.2021 mit dem Betreff „Covid-19 Impfempfehlung für
Schwangere“ werden österreichische Hebammen dazu aufgefordert, „Schwangere zur
Impfung zu beraten“. Als Begründung werden vor allem Empfehlungen internationaler
Fachgesellschaften formuliert (ÖGGG-Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, CDC-Centers for Disease Control and Prevention, ACOG- American College of Obstetricians and Gynecologists, RCOG- American College of Obstetricians and Gynecologists, STIKO- Ständige Impfkommission).

Covid-19 Impfstoffe sind bedingt von der Europäischen Kommission zugelassen ,
aussagekräftige, großangelegte Studien laufen noch, somit ist deren Wirksamkeit und
Sicherheit noch nicht endgültig festgestellt und belegt.

Für Schwangere und Stillende wird der Impfstoff Comirnaty (BioNTech/Pfizer) empfohlen –
dazu schreibt die Europäische Arzneimittelbehörde auf ihrer Homepage Folgendes:

„Can pregnant or breast-feeding women be vaccinated with Comirnaty?
Animal studies do not show any harmful effects in pregnancy, however data on the use of Co-
mirnaty during pregnancy are limited. Although there are no studies on breast-feeding, no
risk for breastfeeding is expected. The decision on whether to use the vaccine in pregnant
women should be made in close consultation with a healthcare professional after considering
the benefits and risks.“

Da die Datenlage zur Verwendung von Comirnaty in der Schwangerschaft begrenzt ist und es
keine Studien mit Stillenden gibt, finden wir es höchst befremdlich, dass der Impfstoff dieser
vulnerablen Personengruppe quasi uneingeschränkt im 2. und 3. Trimenon sowie in der
Stillzeit empfohlen werden soll, obwohl er „off-label“ (=nicht bestimmungsgemäß)
verwendet wird.

„Informed Consent“ und „Informed Choice“ sind von uns Hebammen hochgehaltene und
unabdingbare Voraussetzungen für jegliche medizinische Intervention. Abgesehen davon,
dass notwendige Daten für eine fundierte Beratung zur Impfung fehlen, findet eine
individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung und umfassende Aufklärung, wie sie auch von der
ÖGGG empfohlen wird , in der Praxis kaum Umsetzung.

Betroffen beobachten wir, dass es im geburtshilflichen Setting immer wieder zu Diskriminierung von ungeimpften Frauen und deren Angehörigen kommt.
Sie fühlen sich massiv unter Druck gesetzt durch Aussagen wie:

„Jemanden wie Sie sollte ich gar nicht behandeln.“
„In unserem Krankenhaus betreuen wir nur noch geimpfte Schwangere.“
„Nur geimpfte Männer dürfen ihre Frauen zur Geburt begleiten.“

Diese Vorgangsweisen sind menschenunwürdig, (grund)rechtswidrig und auch unethisch!
Sowohl der Contergan- als auch der Duogynon-Skandal, sollten uns gelehrt haben, wie
wichtig die sichere Anwendung von Arzneimitteln in der Schwangerschaft ist.

Wir können daher in keiner Weise nachvollziehen, warum Covid-19 geimpfte Schwangere
und Stillende nicht lückenlos erfasst werden. Wir fordern eine systematische Beobachtung
des Gesundheitszustandes von Mutter und Kind über die nächsten Jahre, um
auszuschließen, dass dieser durch den neuartigen mRNA-Impfstoff nicht nachhaltig
beeinträchtigt oder geschädigt wird!

Große Sorgen bereiten uns auch berufliche Beobachtungen im zeitlichen Zusammenhang mit
der Covid-19-Impfung von Schwangeren, denen häufig nicht nachgegangen wird:
Fehlgeburten, vorzeitige Wehentätigkeit, früher vorzeitiger Blasensprung, vaginale
Blutungen, Frühgeburten, Wachstumsretardierung, Eklampsie, Myokarditis, etc.
Wir fordern einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Verdachtsfällen von
Impfnebenwirkungen. Es sollte von höchstem wissenschaftlichen und medizinischen
Interesse sein, diese lückenlos und proaktiv zu erheben und die erforderlichen Schlüsse
daraus zu ziehen.

Immer wieder betreuen wir Frauen, die in der Schwangerschaft eine Covid-19 Infektion
durchgemacht haben, bis auf wenige Ausnahmen mit milden bis moderaten Verläufen,
überwiegend jedoch mit mangelnder medizinischer Begleitung.

Hier drängen sich wesentliche Fragen auf: Haben Schwangere, die auf Grund der Schwere
der Erkrankungen intensivmedizinischer Versorgung bedürfen, Vorerkrankungen (wie zB
Adipositas, Diabetes Mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen) oder schwangerschafts-
induzierte Erkrankungen (wie zB Gestationsdiabetes, hypertensive
Schwangerschaftserkrankungen)? Wie, wo, von wem und wann werden diese Daten in
Österreich systematisch erhoben und veröffentlicht?

Als Hebammen haben wir gemäß §6 HebG „das Wohl und die Gesundheit der Schwangeren,
Gebärenden, Wöchnerinnen und Mütter sowie der Neugeborenen und Säuglinge unter
Einhaltung der hiefür geltenden Vorschriften und nach Maßgabe der fachlichen und
wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungen zu wahren.“

Der Ethik-Kodex des Österr. Hebammengremiums „basiert auf der Anerkennung der Würde
eines jeden Menschen und strebt das Einhalten von Menschenrechten, Selbstbestimmung
und Gleichheit im Gesundheitswesen an.“

Selbstbestimmung ist ein Grundrecht, das viele Generationen von Frauen für uns erkämpft
haben. Wir wollen es gewahrt und geschützt wissen!

Wir betrachten jegliches Drängen und jegliche Pflicht zu einem medizinischen Eingriff als
unethisch und weder moralisch noch medizinisch vertretbar!

Auch wir – hinter diesem Brief stehenden – Hebammen bestehen auf unsere Grund- und
Freiheitsrechte, sowie das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Wir stehen für eine freie
Impfentscheidung! Die Covid-19 Vaccine gewährleisten keine sterile Immunität – sie
schützen weder zuverlässig vor Infektion noch vor Übertragung des Virus.

Sollte unsere Berufsausübung in Zukunft aber an Covid-19-Impfungen gebunden werden,
behalten wir uns jegliche (arbeits)rechtliche Schritte vor.

Von unserer Standesvertretung, dem ÖHG, erwarten wir, dass es sich gemäß §39 Abs.1
HebG für die angeführten Bedenken und Anliegen einsetzt.

Hinter diesem Schreiben stehen über 210 österreichische Hebammen, die eine freie und
selbstbestimmte Impfentscheidung fordern, sowie die sofortige Beendigung jeglicher
Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Impfstatus.

Wir solidarisieren uns mit Kolleg:innen aus allen Gesundheitsberufen und anderen
Berufsgruppen, die einen offenen, sachlichen Diskurs fordern. Ebenso mit Personen, die
aktuell auf Grund Ihrer öffentlichen, kritischen Stellungnahme oder ihres Covid-19
Impfstatus Ausgrenzung, Diskreditierung, bis hin zur Suspendierung erleben. Wir
distanzieren uns aber von jeglichen politischen Gruppierungen.

Da wir uns keinen weiteren Repressalien aussetzen möchten und um uns und unsere
Familien zu schützen, nennen wir unsere Namen vorerst nicht.

Hochachtungsvoll

217 österreichische Hebammen

Kontakt: hebammen.werden.laut@protonmail.com

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