Von Bastian Barucker
Der Facharzt für Umweltmedizin sowie seit 2009 als außerordentlicher Professor für Hygiene an der Universität Greifswald tätige Dr. Günter Kampf hat gemeinsam mit einem niederländischen Kollegen eine Analyse englischer Daten vorgelegt, die den möglichen Zusammenhang zwischen dem existierenden erhöhten, nicht Corona-bedingten Sterbegeschehen und der Corona-Impfung untersucht. Kampf, der bereits mehrere Bücher über das Pandemiemanagement veröffentlicht hat, warnte früh vor den schweren Schäden, die durch Lockdowns entstehen können, und er kritisierte auch die Stigmatisierung Ungeimpfter in einem Brief in der weltweit anerkannten Fachzeitschrift „The Lancet“.
Einen Monat nach Erscheinen dieses Briefs im November 2021 teilte ein Vertreter der Universität Greifswald Professor Kampf in einer offiziellen Email im Dezember 2021 mit, dass er zukünftige Publikationen zur Freigabe vorzulegen habe, „um Imageschäden zu vermeiden“.Das berichtet Kampf in seinem Ende 2024 erschienenen Buch „Die Stigmatisierung der Ungeimpften während COVID-19“. Hierbei muss hervorgehoben werden, dass die geleakten Protokolle des Corona-Krisenstabes des Robert-Koch-Instituts die seinerzeit proklamierte „Pandemie der Ungeimpften“ ebenfalls als „fachlich nicht korrekt“ bewerteten.
Die Studie
Die begutachtete Studie, die Kampf vorher nicht der Universität Greifswald vorgelegt hat, erschien Ende März 2025 in der neu gegründeten „Zeitschrift der Akademie für öffentliche Gesundheit“ und trägt den Titel „Altersbereinigte Nicht-COVID-19-Sterblichkeitsraten nach COVID-19-Impfstatus“. Auf Anfrage teilt Kampf mit, dass er die Studie sechs Fachzeitschriften angeboten hat, die alle innerhalb weniger Tage abgelehnt hatten. Laut Studienbeschreibung wurden „die Daten vom englischen Amt für Statistik bezogen und nach Altersgruppen und Impfstatus kategorisiert“. In der Untersuchung gehen die Autoren der Frage nach, ob die Corona-Impfung mit der seit 2021 in verschiedenen Ländern zu beobachtenden Übersterblichkeit im Zusammenhang stehen könnte. Laut den Autoren „war das Ziel dieser Studie herauszufinden, ob sich die altersbereinigten Sterblichkeitsraten von Nicht-COVID-19-Todesfällen zwischen Personen, die eine, zwei, drei oder vier Dosen erhalten hatten, und Personen, die nicht geimpft waren, unterschieden“. Es geht also nicht um den Effekt, den die Impfung auf Corona-Todesfälle haben könnte, sondern um mögliche Effekte der Impfung auf Todesfälle, die nicht mit einer Coronainfektion im Zusammenhang stehen. Zu diesen Effekten zählen mittlerweile gut bekannte schwere Nebenwirkungen wie Myokarditis und Sinusvenen-Thrombose. Die Studie zeigt drei bemerkenswerte Muster, die weiterer Aufklärung bedürfen.
„Erstens war die altersbereinigte Nicht-Corona-Sterblichkeitsrate bei denjenigen, die eine Impfdosis erhalten haben, in allen Altersgruppen meist höher.“
Zweitens zeigt die Auswertung der amtlichen Daten eine um den Faktor 2 bis 3 erhöhte altersbereinigte Nicht-Corona-Sterblichkeit nach der zweiten Injektion bei Menschen im Alter zwischen 60 und 90 Jahren.
Ein drittes markantes Muster sind die „höheren altersbereinigten Nicht-Corona-Sterblichkeitsraten bei den 18- bis 39-Jährigen (maximal 16,7-mal höher), die mit zunehmendem Alter abnahmen, wie bei den 40- bis 49-Jährigen (maximal: 5,7-mal höher), den 50- bis 59-Jährigen (maximal: 3,7-mal höher) und den 60- bis 69-Jährigen (maximal: 3,4-mal höher)“.
Das Besondere an der Veröffentlichung dieser Studie ist, dass der Begutachtungsprozess, der normalerweise nicht öffentlich ist, hier transparent gemacht wird, so dass die Einwände der Begutachter nachzuvollziehbar werden. Der renommierte Top-Epidemiologe der Harvard-Universität John Ioannidis ist einer der Gutachter. Er kommentiert die Studie wie folgt: „Insgesamt befürchte ich, dass ein Leser dieses Artikels den Verdacht bekommen könnte, dass die COVID-19-Impfstoffe Millionen von Menschen getötet haben. Es ist weitaus wahrscheinlicher, dass sie mehrere Millionen Menschen gerettet haben.“
Ioannidis hatte kürzlich eine bisher nicht begutachtete Analyse veröffentlicht, in der er berechnete, dass durch die Corona-Impfungen bis 2024 weltweit 2,533 Millionen Todesfälle verhindert wurden.
Die bereits nach wenigen Monaten abgebrochenen randomisiert-kontrollierten Zulassungsstudien der Moderna und BioNTech modRNA-Präparate zeigten weder eine signifikante Verbesserung der Gesamtsterblichkeit noch eine Verschlechterung.
Ein weiterer Gutachter ist der anerkannte Medzinstatistiker und ehemalige Harvard-Medzinprofessor Martin Kulldorff. Er wiederum bewertet die Ergebnisse der Studie etwas anders: „Die Ergebnisse von Kampf und Fornerod sind in erster Linie deskriptiver Natur und müssen sehr ernst genommen und weiter untersucht werden. Obwohl keine statistischen Signifikanztests oder Konfidenzintervalle vorliegen, sind die Ergebnisse über Zeit und Altersgruppen hinweg zu konsistent, um durch Zufall entstanden zu sein.“
Die beiden Studienautoren weisen in der Interpretation ihrer Analyse nachdrücklich darauf hin, dass aufgrund ihrer Studie keine Kausalität zwischen Übersterblichkeit und Corona-Impfung hergestellt werden kann. Sie plädieren aber ausdrücklich dafür, die massenhaft als “Corona-Impfung“ verabreichten modRNA-Präparate nicht als einen möglichen Grund für die Übersterblichkeit auszuschließen. Kampf und Fornerod fordern weitere Untersuchungen, um die Ursache für das erhöhte Sterbegeschehen plausibel erklären zu können.
Mit dieser Forderung sind die beiden Wissenschaftler nicht alleine. Bereits am 23. Mai 2023 veröffentlichten der Inhaber des Lehrstuhls für Pädagogische Psychologie Prof. Dr. Kuhbandner und der Mathematikprofessor Matthias Reitzner eine begutachtete Studie mit dem Titel: „Schätzung der Übersterblichkeit in Deutschland im Zeitraum 2020-2022“ In dieser kommen sie zu folgenden Ergebnissen: „Im Jahr 2020 lag die beobachtete Zahl der Todesfälle sehr nahe an der erwarteten Zahl, aber im Jahr 2021 lag die beobachtete Zahl der Todesfälle weit über der erwarteten Zahl in der Größenordnung der doppelten empirischen Standardabweichung und im Jahr 2022 sogar mehr als das Vierfache der empirischen Standardabweichung über der erwarteten Zahl.“
Im Interpretationsteil der Studie heißt es: „Als Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen zur Erklärung dieser Mortalitätsmuster haben wir die Übersterblichkeit mit der Zahl der gemeldeten COVID-19-Todesfälle und der Zahl der COVID-19-Impfungen verglichen. Daraus ergeben sich mehrere offene Fragen, von denen die wichtigste die Kovariation zwischen der Übersterblichkeit, der Anzahl der COVID-19-Todesfälle und der COVID-19-Impfungen ist“
In einem Interview, das ich Ende Mai 2023 mit Prof. Reitzner geführt habe, äußerte dieser sich wie folgt hinsichtlich des Interesses der Politik an dem auffällig hohen Sterbegeschehen: „Das ist ein politisches Versagen in meinen Augen, dass hier eine Übersterblichkeit vorliegt und keiner interessiert sich dafür. Wir haben in 2022 eine Übersterblickeit, die ich seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen habe und alle lehnen sich beruhigt zurück und sagen jetzt ist es vorbei. Das irritiert mich als Mathematiker sehr.“
Im Widerspruch zu der Annahme, dass die neuartigen modRNA-Präparate verantwortlich für erhöhte Sterbegeschehen sind, stehen die in Schweden errechnete altersstandardisierte Untersterblichkeit und die steigende Lebenserwartung für die Jahre 2020-2023. Schweden hat jedoch eine ähnlich hohe Impfquote wie Deutschland.